Anila Weekly 8.3

Dieser Wochenbericht beinhaltet illegalen Mezcal, noch mehr Crevetten und den Aufstieg auf den Cerro Tetakawi. In Zukunft werden auch noch Bilder zu den jeweiligen Tagen folgen. Momentan bin ich noch am Herausfinden, wie ich Büro, Umbau und Webseite, respektive Social Media am besten unter einen Hut bringe.

Montag
Beim Kaffeekochen stellte plötzlich das Gas ab. Es war leer! Help! Glücklicherweise haben wir eine zweite kleine Gasflasche für den Grill und konnten diese kurz anhängen. Der Kaffee war gesichert. Um 9 Uhr standen wir mit der leeren Propangasflasche, Einkaufslisten und -taschen bereit vor dem Eingangstor. Erstes Ziel: Home «Hass» Depot. Diesen Mittelnamen bekam der Hornbach/Bauhaus/Obi-eske Einkaufsladen dadurch, dass alle Leute immer sagen, du findest dies und jenes und alles Andere im Home Depot. Dann stehst du vor dem Regal und siehst etwas Ähnliches aber nicht das Gesuchte. Nebst den fantastischen Masseinheiten (Mexiko hat das metrische System aber der Laden ist aus den USA) findet man was das Herz begehrt in lausiger Qualität zu hohen Preisen. Nach rund 2,5 Stunden hatten wir nach einigen Abstrichen uns für die Hälfte der Dinge auf unserer Liste entscheiden können. Es ist immer ein Abwägen aus Nutzen, Qualität und Preis. Man bedenke, die Maschinen laufen hier alle mit 110V und es gibt nur sehr wenige Modelle mit Akkubetrieb.

Zum Glück war der Ley (Lebensmittelgeschäft) gleich in Fussdistanz nebenan. Weitere 1,5 Stunden liefen wir dort durch die Gänge, degustierten Käse und assen Southern Fried Chicken von der Gourmessa. Leider gab es auch im grössten Einkaufsladen der Stadt kein Backpapier oder Cacao. Mit einer kalten Cola in der Hand fuhr uns Christi zum nächsten Laden, einem Bäckereiladen. Dort fanden wir die fehlenden Dinge auf der Liste. Ab nach Hause. Doch bei Iñaki entstand das Bedürfnis einen Bacanora zu kaufen. Dabei handelt es sich um hochprozentigen Mezcal, eine Art Tequila. Das Problem beim Bacanora ist, dass er illegal ist und nirgends offen angeschrieben ist. Unsere Glücksfee Christi konnte uns auch bei diesem Problem helfen und hielt auf dem Nachhauseweg am Strassenrand bei einem Orangenverkaufsstand an. Aus dem Auto heraus kauften wir den langersehnten Brand. Die Flüssigkeit in der dünnen durchsichtigen Plastikflasche sah aus wie Benzin. Nach einem Testschluck, welcher für richtig gut empfunden wurde, landete die Flasche für 15! Franken im Kofferraum. José Angel konnte den Orangen, Pomelos und dem Honig am Stand nicht wiederstehen. Eine spontane Orangendegustation stand an. So kauften wir nebst dem Mezcal auch noch etwa 10! Kg Früchte und ein grosses Glas Honig. Alle Produkte stellten sich als 1A Qualität heraus. In der Tat ist es hier schwierig in den Supermärkten an lokale Produkte zu kommen. Selbst Kaffee haben wir noch keinen Guten gefunden.

Dienstag
Vor dem Frühling lässt uns das Wetter noch einmal frieren. Nachts fällt das Thermomenter auf 10 Grad Celsius. Leider haben wir unsere Daunendecken noch nicht an Bord. José Angel können wir nur mit einem weiteren Duvetanzug und Badetücher dienen… Er würde gerne eine mexikanische Baumwolldecke haben. Bis jetzt ist es uns aber noch nicht gelungen herauszufinden, wo man die mexikanischen Produkte in guter Qualität erhält. Chrsti, unsere Taxifahrerin, meint nur, sie kaufe vieles auf dem Markt ein.

Wir beginnen am Schiff das erste Mal mit Epoxy zu experimentieren. Dank der Feinwaage von Courtney, unserer Nachbarin, können wir kleine Mengen Epoxidharz und Härter anmischen. Zusätzlich mischen wir Silica Pulver bei damit eine zähflüssigere Masse entsteht und wir auch horizontale Löcher füllen können. Das Material für die Fiberglasarbeiten haben wir aus einem lokalen Geschäft namens «Plasticos y Resinas». Ein Liter Harz plus Härter kosten etwa 40 Franken, was relativ teuer ist. Wir haben aber gehört, dass das Material in der Nachbarstadt San Carlos beinahe doppelt so teuer ist. Diese Stadt hat eine grosse Community mit Amerikanern, welche dort Häuser und Boote besitzen. Von Tucson, Arizona bis nach San Carlos sind es mit dem Auto nur etwa 5,5 Stunden. Die Restaurants und Hotels sind alle für die zahlkräftigen amerikanischen Touristen ausgelegt. Dementsprechend sinkt die Qualität des Essen entgegen den Preisen.

Mittwoch
Im Salon des Schiffes wollen wir den Boden um 5 cm absenken und das Sofa für einen Rundumblick um rund 30 cm erhöhen. Zusätzlich müssen wir das Doghouse (Cockpitdach) neu aufbauen und ebenfalls um 8 cm erhöhen. Für diese Arbeiten haben wir einen Carpintero (Schreiner) um eine Offerte gebeten. Er schaute sich alles genau an und verspricht diese Woche damit vorbeizukommen.

José Angel (JA) und ich, Carmen, kochen nach dem Frühstück das Essen für den Tag vor. JA macht eine Linsensuppe mit Gemüse und Chorizo und ich nehme den Slowcooker hervor, gebe alle Zutaten für einen Stew hinzu und lasse das ganze 4 Stunden köcheln.

Um 10 Uhr bringt Iñaki Dante, einen 22-jährigen Guaymasianer, an Bord. Alejandro, ein Marinamitarbeiter und Freund von Dantes Vater, hat ihn zu uns gebracht. Dante studiert am Instituto Technologico Guaymas und gibt bald seine Thesis über Totzeit bei Maschinen ab. Leider ist er durch die Englischprüfung gefallen und muss nun unbedingt Englisch üben, damit er die Prüfung beim nächsten Mal besteht. Weil Iñaki Spanisch und Englisch kann, hat ihn Alejandro bei uns vorgestellt. Die meisten Segler hier in der Marina sind Nordamerikaner und Kanadier.

Donnerstag
Wir haben Dante darum gebeten uns sein Lieblingsrezept aufzuschreiben und mitzubringen. Um 10 Uhr stand er wieder auf der Matte mit einem ausgedruckten Zettel mit dem Rezept für Fischbällchen darauf. Seine Mutter hätte ihm das Rezept diktiert. Sobald wir an ganze Fische kommen, werden wir das Rezept ausprobieren und nachkochen.

Später am Morgen kam noch ein Fischer vorbei, der Camarones (Garnelen) verkaufte. Ein Kilo kostet 200 Pesos (rund 10 Franken). Da können wir natürlich nicht nein sagen und kaufen gleich eines. Der Stew im Slowcooker wird auf morgen verschoben und wir kommen beim Nachtessen in den Genuss einer «tortilla de patata» von JA. Dies ist die spanische Version einer Frittata. Weil beim Drehen der Tortilla leider die Hälfte davon im Brünneli landete, haben wir kurzum gleich das ganze Kilo Camarones dazu gekocht und verputzt. Einfach nur köstlich!

Freitag
Iñaki und JA haben sich nochmals in die Stadt aufgemacht um Holzmaterial, sowie einen Dremel und eine Flex zu kaufen. Leider haben sie unterwegs den Einkaufszettel verloren und konnten sich nicht mehr an alles auf der Liste erinnern. Dementsprechend kamen sie nur mit der Hälfte der Sachen zurück, die wir ursprünglich noch haben wollten. Selbst die geplanten Lebensmittel blieben auf der Strecke zwecks Zeitmangel und Hunger. Nächstes Mal klappts bestimmt.
Das späte Mittagessen nehmen wir im Mar y Tierra Restaurant ein. Iñaki und ich begnüngen uns mit Tacos de pierna (Schweinefleisch) und Tacos con Marlin (Fisch). JA hingegen möchte sich von der Köchin Franziska überrraschen lassen, sie solle doch einfach etwas bringen. Aus dem schnellen Zmittag wurden 2 Stunden und JA kam in den Genuss eines «pescado en papel». Dies ist ein ganzer in Alufolie gegarter Fisch. Dazu werden Chillis, Gemüse und Knoblauch gegeben. Der Fisch wird sozusagen im eigenen Saft gegart. Ein richtiger Festschmaus, dazu werden Maistacos serviert.
Wir habes es noch immer nicht geschafft, unseren grossen Kühlschrank zum Laufen zu bringen. Das Zwischenstück und den Manometer haben wir aber gefunden. Heureka! Nun müssen wir herausfinden, wie fest wir den Danfoss Kompressor mit Kühlmittel füllen dürfen. Wenn er überfüllt wird, geht er kaputt. Die Angaben im Datenblatt geben eine Füllmenge von 0.4 Kg Gas vor. Unser Manometer ist aber nur in Grad Celsius und psi angegeben. Weitere Recherche oder ein Kältetechniker ist nötig für dieses Problem.

Samstag
Dieser Tag sollte unser Sonntag werden. Am Freitag haben Iñaki und JA mit Christi abgemacht, dass wir auf den Berg «Cerro Tetakawi» gehen. Christi hat uns gesagt, dass sie nichts für die Fahrt verlangen möchte und wir haben ihr im Gegenzug ein Mittagessen plus eine Tankfüllung versprochen. Gesagt getan, standen wir morgens um 10 Uhr vor dem Berg. Zuerst war es schwierig den richtigen Weg zu finden und mussten uns deshalb zwischen den verschiedensten Sorten an Kakteen durchschlängeln. Bald haben wir die Wegmarkierungen gefunden. Kurz darauf teilte uns Christi mit, dass sie nicht mit auf den Berg möchte, ihr täten bereits die Beine weh. So blieb sie zurück und wartete auf dem Weg bis wir zurückkamen. Der Weg hinauf war steil und an einigen Stellen mussten wir sogar über die Felsen klettern. Die Flora bestand aus Büschen und Kakteen in allen Grössen, die teilweise sogar am Blühen waren. Manche waren sogar etwa 8 Meter hoch. Faunamässig haben wir drei verschiedene Arten von Eidechsen gesehen. Oben angekommen haben wir die Aussicht über die Baja California genossen. Weil der Berg quasi aus dem Meer aufsteigt, konnten wir sogar die andere Seite der Baja am Horizont erkennen. Was für eine Augenweide. Verschwitzt und hungrig kamen wir wieder bei Christi an und gingen mit dem Auto noch ein Stück weiter um auf einer Aussichtsplattform über der Küste frische Mangos zu essen. Diese werden hier mit einer herzhaften Sauce serviert. Die Sauce besteht aus Chilipulver, Limettensaft, etwas Salz und Öl. Meg fein! Das verdiente Mittagessen nehmen wir in einem Tourirestaurant in der Nähe von San Carlos ein. Die Aussicht war top, das Essen eher ein Flop. Überteuertes und überwürztes Essen landete auf unseren Tellern. Wir liessen rund 40 Franken dafür liegen, was gut doppelt so viel ist wie sonst üblich. Nach diesem anstrengenden Ausflug gönnten wir uns eine ausgedehnte Siesta. Mit selbstgemachter Pizza, Kartenspielen und Lesen verbrachten wir diesen Samstagabend und waren um 22 Uhr bereits im Bett.

Sonntag
Das erste Mal war Ausschlafen angesagt. Das bedeutet so viel wie, aufstehen ohne Wecker. Um 8 Uhr waren wir bereits wieder am Frühstück zubereiten. Das selbstgemachte Müesli mit Joghurt und Früchten hat sich als Zmorgeschlager herausgestellt. Dazu gibts Kaffee und frischgepressten Saft mit Grapefruits und Orangen.

JA und ich hatten für den Morgen auf dem Plan die Wäsche in der Lavanderia (Wäscherei) abzuholen und Lebensmittel einzukaufen für die kommende Woche. Eigentlich wollten wir die Wäsche bereits am Samstag abholen, doch wir hatten nicht genügend Bargeld dabei. Wir staunten nicht schlecht über den Preis von 20 Franken für 4 Waschmaschinen. Für schweizer Verhältnisse mag dies sehr wenig sein, doch im mexikanischen Vergleich bei 500 Franken im Monat, ist es verhältnismässig viel. Ursprünglich wollten wir mit dem Bus «Paraje» in die Stadt, jedoch fährt dieser am Sonntag nur einmal die Stunde gemäss Platzwächter. So autostöppelten wir die halbe Strecke und gingen den Rest zu Fuss zur Wäscherei. Auf dem Rückweg gehen wir noch im Ley (Supermarkt) vorbei. Dort finden wir eine super Auswahl an frischem Gemüse und Früchten. Leider jedoch keinen Kaffee, der nicht instant Pulver ist. Als wir aus dem Laden herausliefen, sahen wir einen kleinen Meerestierverkaufsstand. Crevetten und Calamaris waren im Angebot und wir konnten nicht wiederstehen je ein Kilo zu rund 7 Franken zu kaufen. So kamen wir erfreulicherweise doch noch zu frischem «Fisch». JA sieht schon eine Reispfanne mit Calamaris drin auf dem Herd köcheln. Wir freuten uns auf das Abendessen. Den Heimweg haben wir in einem Taxi, das uns bis vors Schiff fuhr, bestritten und der Fahrer meinte auch, dass wir auch keinen Gringopreis für die Meerestiere bezahlten.

Schreibe einen Kommentar