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Der Monat August in einem Bild.

Monatsrückblick August

Es gibt wieder viel zu Berichten. Fenster werden eingebaut, Freunde kommen zu Besuch, Hunde werden im Taxi chauffiert und ein neuer Platzchef gesellt sich in die Szene.

1. Augustwoche – Fenstereinbau

Die Woche begann mit den restlichen Vorbereitungen für die Fensterrahmen. Wir vergassen die Rillen in den Gegenstücken der Rahmen, welche von Innen zum Anziehen der äusseren Rahmen gebraucht werden, fertig zu putzen. Deshalb mussten diese noch alle mit aggressivem Farbentferner eingeschmiert werden und mit einem spitzigen Kratzer alle Rillen nachgefahren werden. Dieser Farbentferner ist wieder einmal äusserst giftig und frass sich sogar durch die Einweghandschuhe durch. Theoretisch wäre diese Arbeit auch bereits bei der Reinigung der Rahmen gemacht worden. Dem war aber nicht so. 😉

Währenddessen hat Iñaki alle Leinen für das Laufende Gut getakelt. Alle Enden mussten mit Nadel und Faden vernäht werden, damit sie nicht ausfransen. Die Leinen wurden mit einem genähten Takling versehen. Dabei wird einerseits durch die Leine gestochen und die Knoten des Fadens werden für einen sauberen Abschluss unter die Fäden gezogen. Am Schluss werden die Leinen mit einem Hot Knife sauber abgeschnitten. Mal sehen wie sich die Taklinge im Alltag bewähren werden.

Leinenenden getakelt.

Am Mittwoch war es dann endlich soweit und wir haben die Fensterscheiben in die Rahmen verklebt. Es war am Schluss eine riesige Sauerei mit Sikaflex und alles war voll damit. Es erwies sich als sehr schwierig, die Scheiben perfekt abzukleben, wie auch das Abziehen der Fugen eher ein Desaster war. Weil wir die Scheiben liegend eingeklebt haben konnte auf der Unterseite nur sehr mühsam der Fuge entlang gezogen werden. Am Schluss habe ich dafür die Finger ohne Handschuhe verwendet, was sich mit extrem schwarzen Händen für die nächsten drei Tage rächte. Das bedienen der Sikapistole war ebenfalls eine Herausforderung. Die Masse ist relativ zähflüssig und benötigt einen nicht unerheblichen Kraftaufwand um herausgepresst zu werden. Dabei muss eine gewisse Präzision aufrechterhalten werden. Für das Abziehen der Fugen war jeweils ein Zeitfenster von 15 Minuten da, bevor die Masse eine Hautschicht bildetet und das Abziehen verunmöglichte. Am Ende des Tages hatten wir alle Scheiben eingeklebt. Wir sind aber mit dem Ergebnis nur mittelmässig zufrieden. Wir müssen drei Scheiben sicher noch ausbessern.

Studieren des Datenblattes.
Vorbereitung mit Haftprimer.
Auftragen des Sikaflex UV Marine.
Was davon kleben bleibt.

Shosky, der mit dem Druckatelier, macht für uns die neuen Vinyl Namenskleber für am Heck und beiden Bugseiten. Da die Hülle immer noch nicht fertig poliert war um den neuen Namen aufzukleben, haben wir in Zwischenzeit Crew-T-Shirts bei ihm in Auftrag gegeben. Wer uns besucht, darf ein solches mit nach Hause nehmen. Die Preise hier sind kein Vergleich wie in der Schweiz. Deshalb haben wir uns auch dazu bewogen schöne T-Shirts machen zu lassen. Für uns gibt’s Polos und für die Besucherinnen normale Baumwolle T-Shirts in Blau. Iñaki hat sich langärmelige Arbeits Sweatshirts, die etwas mehr vor der Sonne schützen, machen lassen.

Am Donnerstag war es dann soweit und wir konnten sieben der insgesamt neun Fenster endlich einbauen. Weil nachts immer öfter Gewitter, die sogenannten Chubascos, vorbeiziehen, hatten wir langsam einen Stress. Am Morgen nach einem Gewitter war dann immer das Sofa etwas klamm und der Herd hatte eine Pfütze oben drauf. Endlich wieder Fenster im Salon. Darauf haben wir am Schluss fast zwei Monate gewartet. Dieses Projekt hatten wir so eigentlich nicht eingeplant gehabt. Wie auch die zwei Schiebefenster, welche wir ersetzen mussten. Diese zwei sind bald fertig produziert und in etwa zwei Wochen sollen sie ankommen. Es scheint, dass das Schiff endlich dicht ist. Spätestens in den Tropen folgt dann der Härtetest. Wir haben viel Zeit und Butyltape in das Abdichten aller Löcher im Schiff investiert. Jeder Deckbeschlag, jede Schraube, ausser der Aluleiste an der Hülle-Deck-Verbindung, wurde herausgenommen. Viele der Schrauben wurden dabei ersetzt, denn viele waren rostig oder sogar krumm.

Einbauen der sanierten Fenster.

Besuch aus Los Mochis

Zu Beginn der Woche haben sich Claudia und Héctor spontan fürs Wochenende angekündigt. Héctor hat einen Auftrag bei Pemex in Guaymas und Claudia kommt mit. Am Freitagmorgen war es dann soweit und um 10 Uhr ist Claudia bei uns angekommen. Wir erledigten unsere Einkäufe und gingen ebenfalls zu Debbie nach San Carlos, um unsere Sachen abzuholen. Um 14 Uhr würde Héctor zu uns stossen, damit wir dann gemeinsam Mittagessen gehen können. Wir verbrachten die Zeit mit Souvenirshopping für die Kinder und einem Apéro in einem Restaurant direkt am Meer. Zum Snacken gab es Tintenfisch mit Soyasauce und gerösteten Erdnüssen, sowie Guacamole und Totopos (Maischips). Wie es sich gehört dazu einen Margarita Cocktail (Tequila, Limettensaft, Cointreau, Salzrand) und für Claudia einen Michelada (Bier, Muschel/Tomatensaft, Chilisauce und Sojasauce/Worcestersauce mit Salzrand).

Selfie mit Claudia.
Aperitiv.

Als Héctor nach der Arbeit zu uns stiess, fuhren wir direkt in das Restaurant, in welches er uns einladen wollte. Das Doña Rosita befand sich am Ausgang von San Carlos am Ende einer Schotterpiste direkt am Strand. Es ist eines der besten Restaurants in der Gegend und ist für seine frische Meeresküche bekannt. Natürlich hatte Héctor auf dem Hilux Pickup seine mit Eis gefüllte Kühlbox installiert und für jeden gab es ein Wegbierchen. Bis jetzt waren alle MexikanerInnen die wir kennengelernt haben ziemlich trinkfreudig und sie sind immer für ein Bier oder zwei zu haben. Die Kiste wurde übrigens das ganze Wochenende mit Eis und Bier voll gehalten. Zum Essen gab es im Doña Rosita eine Variation verschiedener Muscheln und zwar Chocolates, Austern und Reinas.

Restaurant Doña Rosita in San Carlos.

Nach dem gemütlichen Restaurantbesuch gingen wir bei Sonnenuntergang an den Strand. Hier kann man einfach mit dem Auto rückwärts an den Strand fahren und direkt baden gehen. Auf dem Rückweg gingen wir noch in die Marina San Carlos spazieren und schauten uns dort die Schiffe an. Danach war klar, es musste noch einen Mitternachtssnack her. Kurzum hielten wir an einer von Claudias Freundinnen empfohlener Taqueria an. Dort gab es mega feine Tacos mit Würsten und Innereien. Danach machten wir uns auf dem Nachhauseweg und die beiden brachten uns zum Schiff zurück. Claudia und Héctor haben sich ein Hotel in der Stadt reserviert und übernachten dort. Es ist für sie auch ein bisschen wie Ferien von den Kindern und all dem Stress zuhause in Los Mochis.

Beim Verabschieden überreichte uns Héctor noch ein Geschenk von seinem Vater. Eine Flasche Don Julio Tequila und eine Flasche Huitzila Mezcal. Héctor Senior haben wir bei unserem letzten Besuch in ihrem Ferienhaus kennengelernt. Wir freuten uns sehr über das Geschenk. Die Mutter von Héctor hat uns bereits die Tortillapresse geschenkt gehabt und Claudia die Molcajete. Sie wollen wohl wahrhafte Mexikaner aus uns machen. 😊😊

Tequila und Mezcal. Salud!

Am Samstagmorgen wurden wir gegen halb 11 wieder mit dem Pickup abgeholt und es ging direkt ins Pescadito. Ein Tacorestaurant, welches bekannt für seine Crevetten- und Fischtacos ist. Der Kater vom Vorabend lockerte sich ein bisschen und bereits wurde einem das erste Corona in die Hände gedrückt. Wir verbrachten den Mittag mit einem erneuten Shoppingtrip in den Marineladen in San Carlos und einem weiteren Besuch im Souvenirladen für Claudia. Danach fuhren wir im klimatisierten Auto an verschiedene Orte in Guaymas und machten etwas «Autowandern» bevor wir in dem Restaurant einkehrten, wo sie Ceviche in der frischen Kokosnuss servieren. Dies ist eine Spezialität, die praktisch nur in Guaymas serviert wird.

Gilda, eine Freundin von Claudia, welche wir aber auch im letzten Herbst in der San Francisquito Bucht kennengelernt haben, kommt ursprünglich aus Guaymas. Wegen Covid hat sie ihre Familie aber seit Monaten nicht mehr besuchen können. Sie sagte uns, wir sollen doch bei ihren Eltern vorbeischauen, wenn wir schon alle da sind. Lustigerweise befindet sich deren Haus direkt auf dem Hügel hinter der Marina wo unser Schiff steht. So fuhren wir vor dem Haus vor und wurden direkt eingeladen. Der spontane Besuch zog sich dann doch länger hin, als dass wir uns vorgestellt haben. Der Vater, ein kettenrauchender Patron in der abgedunkelten Stube, begann von der Geschichte Sonoras im 17. Jahrhundert zu erzählen. Nickend sassen wir da und tranken die servierten Biere.

Glücklicherweise musste der Patron noch etwas erledigen und sein beinahe zweistündiger Monolog fand dadurch ein Ende. Uns wurde sogar ein Proverb der Yaqui Indianer vorgetragen, den Lieblingsureinwohnern des Vaters. Als er aus dem Haus war, sah die Mutter ihre Chance und begann angeregt mit uns über das Weltgeschehen zu diskutieren. Nach insgesamt über drei Stunden ergriff Iñaki das Wort und meinte, wir sollten dann wohl mal los. Hahaha. Niemand hatte sich vorher getraut etwas zu sagen und uns aus der Klemme zu befreien. Die Eltern von Gilda hatten eine Freude uns zu empfangen, da sie sich seit April in ihrem Haus quasi eingeschlossen haben und seitdem beinahe keinen Kontakt zur Aussenwelt mehr hatten.

Wieder draussen an der frischen Luft entschieden wir uns, gemütlich zu unserem Schiff zu gehen und dort ein paar Bierchen zu trinken. Wir holten die Campingstühle raus und schwatzten noch bis nach Sonnenuntergang. Klar war, es muss noch ein Abendessen her. Claudia überraschte uns noch mit zwei Souvenirshotgläser für den Schnaps, den wir von Héctor Senior erhalten haben. Weil Héctor Junior nicht ohne Znacht ins Bett kann. So fuhren wir mit dem Auto zu einer uns empfohlenen Taqueria. Man kann sich diese so vorstellen, zwischen zwei Häusern wurde ein Anhänger mit Küche parkiert und darüber wurde ein Wellblechdach installiert. Für die Gäste gab es kleine Holzbänke und -tische. Verkauft wurden nur Carnitas. Das sind Tortillas, die vor allem mit Fleisch gefüllt sind.

Typischer Streetfood Stand bei Nacht.

Das System funktionierte folgenderweise: Man wählt die Basis Mais- oder Mehltortilla und wie dieses gebacken ist, dann welches Fleisch und als drittes ob man noch Käse oder ähnliches möchte. Beim Fleisch konnte man aus verschiedenen Stücken, wie zum Beispiel Ribeye, auswählen. Dieses wurde auf dem Grill grilliert und anschliessend in kleine Würfel geschnitten. Je edler das Fleisch, desto teurer der Taco. Der teuerste war rund 70 Pesos, was aktuell knapp drei Franken entspricht. Im Schnitt isst man zwei davon. Dazu gab es auch ein kleines Buffet, worauf verschiedene Salsas und Toppings zur Verfügung standen. Gegrillte Jalapeños, feingeschnittener Kabis, eingelegte Zwiebeln, gehackte Zwiebeln und Tomaten, Guacamole, sowie Saucen mit verschiedenen Schärfegraden. Das ganze Wochenende haben wir geschlemmt wie die Königinnen und gingen fielen Samstagnachts todmüde und vollgefressen ins Bett.

Am Sonntag mussten wir uns vom Wochenende erholen 😉 und versuchten uns etwas zu entspannen, sowie die Woche zu planen. Das Stresslevel ist in den letzten Wochen stark angestiegen. Wir verspüren einen grossen inneren Druck endlich den sich in die Länge ziehenden Umbau zu beenden. Die Hitze, die hygienischen Umstände und das Leben auf einer Baustelle setzen uns langsam mehr zu, als wir bisher zugeben konnten. Viele Arbeiten decken wieder neue Probleme auf, die wir angehen und lösen müssen. Unsere Energievorräte neigen sich langsam dem Ende zu. Es ist eine mentale, sowie körperliche Herausforderung, die wir nun überstehen müssen und Teil des Abenteuers ist. Der Lernprozess ist immens und wir können nur daran wachsen. Wir müssen immer wieder den Fokus schärfen und uns daran erinnern, wieso wir das ganze auf uns nehmen. Die Ruhe und Weite welche sich einstellt, sobald man beinahe geräuschlos, nur vom Wind angetrieben, über das Wasser gleitet. Die Nähe zur Natur und draussen mit ihr zu leben. Die Elemente hautnah zu erleben und dabei sich selbst und der Umwelt näher zu kommen.

2. Augustwoche – Gut Ding will Weile haben

Diese Woche stand das Rigging auf dem Programm. Endlich sollten die neuen Stahlseile am Mast montiert werden. Die Freude war aber nur von kurzer Dauer. Wir mussten feststellen, dass zwei Teile und zwar genau diejenigen welche keine Spannschlösser haben, circa 1.5 Zentimeter zu lang sind!!! Es sind die zwei Wandten die vom Masttopp zu den Salingen reichen. Die Wandten sind zwar so lang wie wir sie gemessen haben, aber der Stretch wurde anscheinend nicht einberechnet. Es kommt noch ein Prozentsatz Dehnung dazu, was die Stahlseile 2mm pro 2m verlängert. Schlussendlich wissen wir nicht was genau das Problem ist, dass diese zwei Wandten nicht passen und schon wieder standen wir vor einem neuen Problem. Die Teile einfach um 1.5 cm zu kürzen funktionierte nicht, weil die Enden bereits fix verquetscht waren. Es musste eine Lösung her. Nach einigem Hin- und Her haben wir uns entschieden, die bereits neu angefertigte Befestigung am Mast um die entsprechende Länge zu kürzen, anstelle neuer Stahlseile machen zu lassen. Die Aufhängung konnte aber nicht einfach nur gekürzt werden, wir mussten sie neu anfertigen lassen. Weil wir aber nur noch 304 Stahl hatten und keinen 316er mehr, mussten wir zuerst eine neue Stahlplatte aus den USA bestellen. In Mexiko erhält man fast keinen 316er Inox Stahl. Für uns bedeutete dies, die Einwasserung wird sich wieder nach hinten verschieben, bis wir die neuen Teile angefertigt haben lassen.

Links alt, rechts neu.

Es gibt endlich gute Neuigkeiten mit der Palette aber vorher gab es logischerweise nochmals Komplikationen. Wer hätte das gedacht? Die Logistikerin meldete uns, dass die Palette am Samstag ankommen sollte. Kam sie aber nicht. Der Grund dafür war, dass der transportierende Lastwagen einen Defekt hatte und die Palette deshalb in ein Zwischenlager gestellt wurde. Na gut. Wir wurden von der Logistikerin extra nochmals angerufen am Samstagnachmittag, dass die Palette neu am Montag ankommen sollte. Den ganzen Montagmorgen hielt ich Ausschau für nach allen Camions die durchfuhren und tatsächlich. Kurz vor dem Mittag stand der Laster auf dem Platz. Weil aber der mexikanische Palettenrolli keine Europaletten handeln kann, mussten zuerst alle vorangestellten und umgefallenen Waren ausgeräumt werden, damit wir die Palette rausziehen konnten. Und endlich war sie da! Wir trauten unseren Augen kaum. Die Freude war riesig. Nach fünf Monaten warten, konnten wir die Sachen endlich ins Schiff einräumen.

Die beinahe verschollene Palette…
..mit sehr wichtigem Inhalt…
… und etwa 35kg Büchern.

Ankerwinschmotor, Bugroller und erster Kratzer im Lack

Ein weiteres Highlight in dieser Woche war der Einbau des Ankerwinschmotors. Nach Héctors Revision und einer kleinen Spritzschutzinstallation war der Motor bereit, um die Ankerkette und den Anker hochzuziehen. Zuerst habe ich die Ankerkette noch metrisch gekennzeichnet. Vorher waren die Bändel in irgendwelchen Fusslängen in die Kette eingezogen. Jetzt haben wir alle 15m einen Bändel mit einer bestimmten Farbe in der Kette. Wir wissen genau, wieviel Ankerkette wir rauslassen und können so präziser Ankern. Dann kam der Moment, wo ich die Kette und Anker hochzog. Aber just in dem Moment wo der Anker sich um den Bugroller dreht macht er einen Schlenker und streift den neu gestrichenen Bug. Gleichzeitig ist das neu eingebaute Plastikteil, welches die Schaufel/Spitze des Ankers in Position halten sollte, auf der einen Seite abgebrochen. Na toll. Erster Kratzer im Lack und Halterung defekt. War ja klar, dass das nicht auf Anhieb funktioniert. Eine neue Lösung musste her für die Ankerbefestigung/den Bugroller an Deck. Unser Anker ist zu gross für die bestehende Einrichtung. Es erschien uns nur eine Lösung und zwar den Bugroller 15cm nach vorne zu verschieben. So kommt die Spitze des Ankers nicht am Bug an. Dafür mussten neue Löcher ins Deck gebohrt werden und die alten mit Epoxy gefüllt werden. Nach zwei Tagen war das Projekt fertig und der Anker ist nun gut befestigt.

Revidierter Ankerwinschmotor.
Nach vorne verschobener Bugroller.

Am Samstag mussten wir das erste Mal unser Visum erneuern, welches am 18.8 nach sechs Monaten abgelaufen sein wird. So fuhren wir fünf Stunden mit Debbie hoch bis zum sogenannten «Kilometer 21» in der Nähe von der Grenzstadt Nogales. Dieser Posten befindet sich 21 Kilometer nach der Mexikanisch/amerikanischen Grenze und dort können Einreise- und Aufenthaltsdokumente erhalten und bearbeitet werden. Ich war im Vorfeld schon etwas nervös, da wir nicht genau wussten, was uns erwarten wird. Wir schmissen also das alte Papier weg und liefen in die Bürobaracke rein. Dort wurden wir kurz gefragt was wir hier in Mexiko machen. Mit der Antwort, wir hätten ein Schiff hier, nickte sie kurz und kreuzte 180 Tage Aufenthalt an. Dann muss man zum nächsten Schalter «Banjercito», um die Gebühren zu bezahlen (ca. 15 CHF/Person), bevor man schlussendlich wieder mit dem Beleg am Ausstellungsschalter den Stempel in den Pass erhält. Die ganze Angelegenheit hat etwa läppische 15 Minuten gedauert und wir sind glücklich wieder bei Debbie ins Auto gestiegen. Sie fuhr uns noch bis zum Tufesa Busterminal auf der mexikanischen Seite von Nogales. Dort lösten wir unser Rückfahrtticket und warteten anschliessend in der Nähe in einem Burgerking, bis der Bus in Richtung Guaymas losfuhr. Dort assen wir den widerlichsten Burger der Welt. Nie wieder Burgerking. Die Heimfahrt dauerte rund 7h und war eher strapaziös (hallo zweite Runde Magendarmbazillen), trotz bequemen Sitzen. Nachts um halb 12 kamen wir wieder heil in der Marina an und waren froh, die Angelegenheit «Visum» erledigt zu haben.

Das Projekt Doghouse/Dodger kam auch voran und wurde mit einer Primerschicht und drei weissen Farbschichten fürs erste abgeschlossen. Nun stand nur noch die Montage auf dem Deck bevor. Hoffentlich wird auch alles passen. Ich bereitete mich mental bereits auf alle Eventualitäten vor. Da wir den Mast noch nicht gestellt haben, können wir das bestehende Dach nur minimal befestigen, während wir den Vorderen Teil austauschen. Es steht uns Nervenkitzel bevor.

3. Augustwoche – Hundeglück & Unterwasseranstrich

Die neue Woche begann damit, dass sich die Tischplatte vom Esstisch im Salon von der Unterkonstruktion gelöst hatte. Manchmal fragen wir uns, ob wir das Schiff eigentlich mehr zerstören als wieder zusammenzubauen. 😉 Beim Küchenumbau vor etwa zehn Jahren wurde nicht nur die Küchenabdeckung, sondern auch der Esstisch mit Corian Platten (ein beinahe steinhartes Mineralplastik) gebaut. Weil dieses Material nicht geschraubt werden kann, sondern nur geklebt, wurde alles mit Silikon befestigt. So auch die Tischplatte. Eine Eigenschaft von Silikon ist, wenn jemals etwas damit verklebt wurde und das Silikon sich anschliessend löst, klebt niemals mehr etwas anderes darauf. Aus diesem Grund mussten wir alles gut reinigen und anschleifen, damit ein neuer Kleber aufgetragen werden konnte. Der neue Klebstoff wurde dann an den Stellen aufgetragen, wo sich vorher kein Silikon befand, damit auch wirklich alles gut hält. Das Schlimmste wäre, wenn sich die schwere Platte unterwegs lösen würde.

Das restliche Sikaflex kommt unter die Platte.

Für die Welpen hat sich in dieser Woche ein Lichtblick ergeben. Als wir mit Debbie am Wochenende den «Visa run» gemacht haben, hatte sie ebenfalls einen vermittelten Welpen hinten im Auto, den sie in die USA zu den neuen Besitzern brachte. Sie gab uns die Telefonnummer der Tiervermittlerin, welche wir umgehend kontaktierten. Bliss, eine Amerikanerin mit Ferienwohnung in San Carlos, hat einen kleinen Verein «las rescatistas», der sich um Streunerhunde und -katzen kümmert. Weil sie aber keinen Platz mehr bei sich hatte, verwies sie uns an einen weiteren lokalen Verein für Strassenhunde namens «huellas de angel». Ich schrieb mit Matty im Facebook Messenger hin und her und erklärte ihr unsere Situation mit den Hunden und dass wir sie gerne am Wochenende zu ihr bringen möchten. Ich meldete uns für den Samstagmorgen an.

Iñakis Wochenprojekt war das Unterwasserschiff. Der Teil des Schiffes, welcher sich unter Wasser befindet, hat einen speziellen Farbanstrich, damit sich nicht zu viel Bewuchs am Rumpf festhält und das Schiff langsamer wird. Einmal alle ein bis drei Jahre, je nach Farbe, muss die Unterwasserfarbe angeschliffen und eine neue Schicht aufgetragen werden. Ökologisch ist diese Farbe des Grauens. Einerseits ist sie hochgiftig (Chemikalien und Kupfer) und andererseits wird immer ein Teil davon ins Wasser abgegeben, weil sie ablativ ist. Es gibt verschiedene Farbtechniksysteme für die Unterwasserbemalung und es wird auch an neuen geforscht. Zum Beispiel mit ultraglatter Lotustechnik, wo sich der Bewuchs theoretisch nicht festhalten kann oder mit Ultraschalleinrichtungen, welche die Hülle mit Ultraschallwellen versetzen und die Muscheln sich deshalb nicht gerne andocken. Wir wissen noch nicht, für was wir uns in Zukunft entscheiden werden. Für das Auftragen einer neuen Schicht musste die alte zuerst angeschliffen werden. Während zwei Tagen hat Iñaki das schwarze Teufelszeug am Unterwasser angeschliffen, um anschliessend eine neue Schicht aufzutragen. Natürlich nur mit Schutzanzug und Gasmaske. Nach weiteren zwei Tagen war der Anstrich fertig und die Arbeit an der Hülle ist nun komplett abgeschlossen. Es fehlen nur noch die neuen Namenskleber fürs Finish.

Unterwasseranstrich.

Hundevermittlung mit Hindernissen

Plötzlich war der Samstagmorgen da und wir konnten die drei Hundelis endlich in eine Vermittlungsstelle bringen. Es fiel uns richtig schwer, nach einem Monat die Welpen weiterzugeben. Wir haben uns zwar von Anfang an gesagt, dass wir sie irgendwann abgeben werden müssen und haben uns immer wieder ermahnt, dass sie nur für eine kurze Zeit da sein werden. Trotzdem war es ein trauriger Tag. Wir hatten uns bereits an die Gesellschaft der drei Welpen gewöhnt und fütterten sie täglich. Es ist krass, wie Hund und Mensch sich zueinander fügen. Obwohl wir sagten, wir geben den Hunden keine Namen mit der Hoffnung, dass sie uns nicht zu fest ans Herz wachsen, respektive der Abschied nicht zu schwer werden würde, hiessen sie am Schluss «Bueb», «Meitli» und «Richi». Bueb war das grössere Männchen, Meitli das einzige Mädchen und Richi Schönbächler («du söttsch di häbä») war das kleine scheue Männchen, welches wir erst nach etwa drei Wochen anfassen konnten.

Richi auf der Ankerkette.

Aus irgendeinem Grund hatte mir Matty ihre Adresse nicht geschrieben und sie hatte mir keinen Treffpunkt geschickt. Ich dachte, sie wird sich am Samstagmorgen schon damit melden, da ich am Freitag noch Kontakt mit ihr hatte. Ehm ja. Wie immer läuft bei uns nicht immer alles am Schnürchen. Wir sitzen mit den drei Welpen im Auto bei Alejandro und fahren los in Richtung Empalme. Dem Nachbarstädtchen von Guaymas, wo ich weiss, dass Matty wohnt. Leider hatte ich immer noch keinen Treffpunkt mit ihr vereinbaren können und wir konnten sie einfach nicht erreichen. Keine Antwort von ihr. Wir fuhren im Kreis und fragten die Leute, ob sie jemand kennt oder weiss wo sie wohnt. Weder ein Tierarzt noch eine Tierhandlung konnte uns Auskunft geben.

Wir sahen schon schwarz für die Hunde und wie wir sie wieder in die Marina zurückbringen mussten, wo die Arbeiter uns mit der Erschiessung der Tiere drohten. Kurzerhand nahmen wir die Hunde mit auf unsere samstägliche Einkaufstour nach San Carlos. Selbst Bliss, welche uns den Kontakt zu Matty vermittelt hatte, konnte sie nicht erreichen. Mehrere Personen versuchten Matty erfolglos zu kontaktieren. Damit stieg unsere Hoffnung, dass sie an diesem Morgen nur aus irgendeinem Grund «verhindert» war. Anzufügen ist, dass die drei Welpen seit ich sie ins Auto bugsiert habe, keinen Mucks von sich gegeben haben. Brav lagen sie auf dem Tuch bei meinen Füssen oder auf dem Schoss und haben sich nicht bewegt.

Braves Meitli.

Nach fünf! Stunden mit den Hündlis unterwegs meldete sich Matty endlich bei uns. Sie hätte das Handy nicht bei sich gehabt. Was waren wir erleichtert darüber, sie endlich am Telefon zu haben und machten einen Treffpunkt für die Übergabe der Hunde aus. Wir bezahlten die Schutzgebühr von 15 Franken pro Hund für die Unkosten und einen 60 Kg Sack Hundefutter und schon sassen die Hunde bei ihr im Auto. Noch am gleichen Tag wurden sie geimpft und entwurmt. Was waren wir froh darüber, die Hunde in guten Händen zu wissen. Gleichzeitig waren wir traurig, die kleinen Seelen nicht mehr um uns herum zu haben. Eine Woche später wurden sie bereits kastriert und gechipt und der «Bueb» konnte anschliessend direkt in einer Familie untergebracht werden. Wir hoffen, dass es für alle drei ein Happy End geben wird und wir sind uns bewusst, dass wir schon auch etwas Glück hatten, eine Vermittlungsstelle für die drei Streuner zu finden.

Richi wird geimpft.

4. Augustwoche – Geburtstagsfest & Dodger Finalissima

Am Montagabend wurden wir spontan zu Gildas Geburtstag bei ihren Eltern eingeladen. Gilda ist eine von den Freunden aus Los Mochis. Es gibt Tacos mit Carne Asado (Grillfleisch). Wegen dem #quedateencasa (bleibt Zuhause/mexikanische Corona Kampagne) war sie schon lange nicht mehr bei den Eltern in Guaymas zu Besuch und für ihren Geburtstag gab es zudem eine spontane Party. Ihre Eltern hatten wir letztens schon mit Claudia und Héctor besucht, wo wir drei Stunden in ihrer Stube aka. Raucherhöhle festsassen. Haha. Überraschenderweise kam noch eine Mariachi Band Musik spielen. Zwei Gitarristen, zwei GeigerInnen, ein Trompetenspieler und eine Sängerin schmetterten mexikanische Folklorelieder auf die Terrasse. Es wurde gesungen, getanzt und gegessen. Alle hatten eine Freude, wieder einmal draussen ein kleines Fest (etwa zehn Personen) zu geniessen.

Lustige Anekdote: Das Haus befindet sich etwa zehn Fussminuten von der Marina entfernt. Fünf Minuten der Strasse entlang und fünf Minuten den Privatweg am Hang hinauf. Als wir beim Verabschieden sagten, wir würden nach Hause laufen, ging ein Aufschrei los, dass das doch nicht ginge, das ist viel zu gefährlich und auf keinen Fall könnten sie uns nach Hause laufen lassen. Die Strassenhunde könnten uns angreifen und so weiter. Ok, das waren wir uns eindeutig nicht gewohnt. Hier läuft man, besonders im Dunkeln, nicht nach Hause. Haben wir nun gelernt!

Am Dienstag hatten wir die zwei neuen Schiebefenster eingebaut und damit das Kapitel «Fenster» am Schiff abgeschlossen. Endlich waren alle «Löcher» zu und wir konnten die Plache über dem Schiff entfernen. Beim Einbau der Fenster haben wir aber festgestellt, dass uns die graue Wandverkleidung aus Vinyl in Lederoptik eigentlich gar nicht gefällt. Neu auf unserer Endlosliste der Dinge, die wir gerne machen würden befindet sich jetzt auch noch die Verschönerung der Wände im Salon. Priorität ist zwar eher am unteren Ende aber trägt viel zur Wohnlichkeit auf dem Schiff bei.

Der grosse Tag.

Mein (Carmen) mittlerweile Langzeitprojekt Dodger/Doghouse steht endlich vor der Vollendung. Mit Hilfe vom Arbeiter Josué haben wir das Holz/Fiberglas Konstrukt aufs Schiff gehievt. Leider wurde es durch einen kleinen Sturz vom Gerüst meinerseits bereits auf der einen Seite verkratzt. Es sind aber nur kosmetische Arbeiten und mein Genick ist noch ganz, von dem her, Glück gehabt.

Als das Teil endlich auf Deck war, begann die schwierige Arbeit. Die Solarpaneele und Aussenfunkgerät mussten abgehängt werden und dass bestehende Dodger mussten wir mit dem Multitool herausschneiden. Wir haben stark gebibbert als das Dach mit den schweren Solarpaneelen, nur noch durch Holzstützen gestützt über dem Cockpit schwebte. Mit Spannsets und Leinen haben wir es am Ort fixiert, damit es nicht herunterfallen konnte. Dann musste das neue Teil eingepasst werden. Mit viel Gefluche und Schweiss haben wir es schlussendlich geschafft, es in die bestehende Konstruktion einzufügen. Iñaki musste dafür das Dach lösen, es anheben und ich habe gleichzeitig das Dodger in Position rücken müssen. Mit Schrauben, Metallplatten und Sika wurde alles festgemacht und verschraubt.

Von Weitem sieht es so aus, als wäre es dasselbe Teil wie vorher aber natürlich ohne verrottete Stellen. Für den Abschluss der Arbeit mussten die Fenster wieder eingebaut werden, alle Übergänge gefugt und die Solarpaneelen wieder angeschlossen werden. Das Ganze war mega aufwändig und verlangte viel Denksport von mir ab. Klar, ich bin keine Schreinerin, aber es kann sich sehen lassen. Vielleicht muss der Einbau an manchen Stellen noch kosmetisch verbessert werden aber seine Funktion als Wind und Wetter Schutz ist zu 100% gegeben.

Positionierung zwischen Dach und Deck.

Episode aus dem Leben auf dem Trockenplatz:

Hatte ich schon erwähnt, dass es einen neuen Platzchef gibt? Sein Credo lautet: «orden y limpieza», zu deutsch: Ordnung und Sauberkeit. Seit rund drei Wochen werden Massnahmen ergriffen, die zu einer ordentlichen und sauberen Marina beitragen sollen. Wir waren gespannt, wie sich dies auf unser Leben hier auswirken wird. Es gab auf jeden Fall die eine oder andere Hoffnung, die in uns aufgekeimt ist.

Nach zwei Wochen fand dann die garantiert anonyme Umfrage unter den noch drei verbleibenden Parteien statt. 😉 Konstruktiv wie wir sind, haben wir die fünf verbesserungswürdigsten und dringendsten Punkte aufgeführt (Wifi, Ausbildung Arbeiter, Auftritt Arbeiter, Sanitäranlagen, Kundenbetreuung durch Leitung). Punkt Nummer drei war die Hygiene in den Sanitäranlagen. Die Duschen und WCs werden quasi seit zwei Monaten nicht mehr geputzt, maximal auf Nachfrage, aber dann genau einmal und nicht mehr wieder. Deshalb putze ich die eine Dusche und das eine WC, welches wir benützen, selber… Ah Handseife und WC-Papier sind ebenfalls nicht existent.

Eine Woche nach der Umfrage wurde dann tatsächlich die Dusch-/WC-Anlage der Frauen gereinigt. Mit dem Hochdruckreiniger wurde der Vorraum abgespritzt. Weder die vier Duschen, noch die vier WCs wurden mit Reinigungsmittel geputzt. Durch den Druck des Hochdruckreinigers lösten sich aber einige Plättli von den Wänden, der Spiegel wurde beschädigt und der Boden war so nass, dass wenn man reinlief, der Staub und Dreck von der Baustelle davor sich gleich wieder festsetze. Von den vier Lavabos funktioniert übrigens immer nur noch eines und die Anlage der Männer wurde gar nicht erst angefasst. Haha. Lustig ist auch, wenn die Kakerlaken aus dem Duschabfluss flüchten, wenn man das Wasser der Dusche anstellt. Es kann sein, dass auch mal eine oder zwei sich auf dein Bein flüchten oder man ausversehen auf eine drauf steht. Barfuss versteht sich.

Alles in allem war der August ein eher langsamer Monat. Wir merken, wie die Hitze uns verlangsamt und langsam aber sicher die Motivation etwas leidet. Die ersten vier Monate des Umbaus waren super, der fünfte Monat ein Durchbeissen und der sechste Monat ein Durchkämpfen. Ein Szenenwechsel würde uns beiden guttun und er wird wahrscheinlich anders kommen, als wir uns bisher vorgestellt haben.

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