You are currently viewing Teil 1: Crewing auf der Milagros
Captain Iñaki

Teil 1: Crewing auf der Milagros

Im September haben wir beschlossen eine zweieinhalbmonatige Auszeit vom Umbau zu nehmen. Die Erlebnisse aus dieser Zeit auf der Segelyacht Milagros und der darauffolgenden Segelreise um die Baja California herum werden wir in drei kurzen Teilen erzählen. Hier folgt der erste Teil:

Vorbereitung

Im September sind wir 22h lang mit dem Nachtbus von Guaymas nach Ensenada gefahren. Dort haben wir einerseits eine Auszeit vom Umbau genommen und andererseits die Milagros von Pati und David auf die bevorstehende vierwöchige Überfahrt vorbereitet, bei welcher Iñaki als Captain und ich als Crew sie unterstützten. Ziel der Überfahrt war das rund 1500 sm entfernte Puerto Peñasco im Norden des Golfs von Kalifornien. Vier Wochen lang dauerte die Rundfahrt um die Baja California herum im Ganzen.

Grobe Segelroute mit der Milagros.

Hoch die Listen

Patricia traf Ende September beim Schiff ein und damit begann sich die To-do-Liste zu füllen. Auch auf der Milagros gibt es die verschiedensten Arten an arbeiten zu erledigen. Zuerst waren die neuen Steuerkabel aus Dyneema Material dran. Colligo aus den USA hatte anhand der alten Kabel aus Metall die Neuen gespleisst. Leider passten diese aus einer Verknüpfung von Fehlern nicht auf die Steueranlage. Kurzerhand haben Iñaki und Patricia gemeinsam die fehlenden Teile selbst aus Dyneema hergestellt und am Steuerquadranten befestigt.

Stretch-Vorrichtung für Dyneema.

Ankerwinsch – Mein Sorgenkind

Sorgenkind der Vorbereitungsarbeiten war aber eindeutig die Ankerwinsch (Windlass), respektive ihr Motor. Die Ankerwinsch ist unerlässlich, wenn man unterwegs ankern will. Bereits beim Kauf wurde vom Vorbesitzer mitgeteilt, dass der Elektromotor zu wenig Strom erhält und dies wahrscheinlich mit dem Alternatorkeilriehmen zusammenhängt. Nach dem Austausch dessen hat sich aber nichts geändert und der Motor schwächelte nach 15 Sekunden. Kurzerhand haben wir den Motor ausgebaut und zum Check-up in eine Werkstatt gebracht. Beim Abholen wurde uns mitgeteilt, dass der Motor einwandfrei funktionieren würde. Trotzdem schaffte er es immer noch nicht den Anker und die Kette hochzuziehen. Auch der zweite Mechaniker bestätigte uns nach dem Service, der Motor sei in einem einwandfreien Zustand.

Ankerwinschmotor Wiedereinbau.

Wunder auf dem Wunder?

Milagros (span.) bedeutet auf Deutsch „Wunder“ und wie ein Wunder erschien es uns, als wir mit dem Servicetechniker den Winschmotor ein zweites Mal einbauten. Plötzlich schnurrte dieser wie ein Kätzchen, als wäre nichts gewesen. Es scheint so, als hätte der erneute Aus- und Einbau und die extra Portion Liebe etwas genützt.

Jeden Tag haben wir an einem Punkt auf der To-do-Liste gearbeitet und konnten bis zur Abfahrt Vieles abhaken. Darunter gehörte zum Beispiel eine Mast- und Rigginginspektion, Gasleitung austauschen, kleiner Motorservice, Dinghi aufblasen, Proviant einkaufen, Wasser bunkern, Tanken, Testsegeln und so weiter.

Rauf auf den Mast für die Rigginspektion.

Marina Leben & Freundschaft unter Seglerinnen

Bereits einen Tag nach unserer Ankunft in der Cruiseport Marina in Ensenada haben wir Susanne und Steven, unsere Bekannten vom letzten Aufenthalt, wieder getroffen. Unter Seglerinnen schliesst man sehr schnell Freundschaft, wenn man sich gut versteht und muss sich aber oft auch sehr schnell wieder verabschieden. Weil alle «im gleichen Boot» sitzen sind zu Beginn nicht sehr hohe Zäune gezogen, die überwunden werden müssen. Man kommt sehr schnell ins Gespräch und hat viele gemeinsame Gesprächsthemen. Es wird dort ausgeholfen wo etwas fehlt und man kann ohne schlechtes Gewissen auch einmal um eine helfende Hand oder um eine Fahrt ins Einkaufszentrum fragen.

Provianteinkauf mit Steven’s Pickup.

Vom Lek zum leckeren Kaffee

Durch einen Lek im Gasschlauch konnten wir den Herd zwischenzeitlich nicht mehr verwenden. Bis wir den Schlauch ersetzt und angeschlossen haben verging etwa eine Woche. In dieser Zeit hat sich eine gemütliche Tradition unter Bootsnachbarn entwickelt. Als wir unseren Nachbarn erzählt haben, dass wir uns wegen dem Lek keinen Kaffee kochen können am Morgen, wurden wir umgehend zum morgendlichen Kaffee eingeladen. Zuerst waren wir immer bei Steven und Susanne, bis Captain Max mit Sophia (seiner Husky-Labrador-mix Hündin) insistierte und fragte, wann wir denn endlich bei ihm frühmorgens einkehren würden. Gesagt getan gingen wir am nächsten Tag bei Max vorbei.

Steven & Susanne unsere Freunde aus Kalifornien.

Starbucks auf Galena

Als wir um Sieben Uhr morgens bei seinem Schiff angekommen sind, stellte sich heraus, dass er der Barista der Marina ist. Welchen Kaffee wir denn möchten, wurden wir gefragt. Es gab Frenchpress mit verschiedenen Kaffeesorten oder Nespresso zur Auswahl. Wer wollte bekam zudem heisse Milch aus dem Milchschäumer dazu. Als wir am zweiten Tag auf Galena (eine piekfeine Baba aus den 90ern) ankamen, wurden wir sogar mit Pancakes verwöhnt, weil Sonntag war. Ab diesem Tag genossen wir allmorgendlich zwei Stunden bei Captain Max auf dem Schiff und tauschten uns über unsere laufenden Projekte aus, während wir Köstlichkeiten assen und jeder etwa drei Kaffees trank. Dies sind die wunderbaren Dinge die Unterwegs geschehen, wenn man auf Leute aus aller Welt trifft.

Captain Max Coffee House.
Sophia de Galena nahm auch Teil.

Fidu on bord und Pati nicht

In der zweiten Oktoberwoche traf dann auch endlich David (Fidu) an Bord der Milagros ein und die Truppe war komplett. Wir wussten aber von Anfang an, dass es knapp werden könnte, dass Patricia überhaupt auf die Reise nach Puerto Peñasco mitkommen kann. Da die Hurrikan Saison offiziell erst am 1. November vorbei war, mussten wir das Wetter vorher gut beobachten. Wie es kommen wollte, schien sich die Wettersituation erst in der letzten Woche von Patricias Aufenthalt zu stabilisieren. Dies wiederum bedeutete, dass es sich für sie kaum lohnte überhaupt einen Teil der Reise mitzumachen.

Leider konnte Pati aus Zeitmangel nicht mit.

Ready, set, set, set, go!

Endlich konnten wir einen Tag für die Abfahrt bestimmen. Der Dienstag der zweitletzten Oktoberwoche sollte es sein. Zu früh gefreut. Aufgrund eines fehlenden Dokuments, welches bei der Kaufabwicklung im letzten Jahr nicht erstellt worden ist oder verloren gegangen ist, konnten wir nicht vom Hafen ausreisen. Schlappe drei mühsame Tage vergingen bis wir am Freitag, dem 23. Oktober die Leinen lösen konnten. Was für ein Gefühl der Erleichterung das war. Wer genaueres über die Pirouetten der mexikanischen Behörden lesen möchte, kann das hier auf ihrem Blog tun.

Mexikanische Mühlen mahlen langsam…
… und los gehts!

Schreibe einen Kommentar