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Vorher/Nachher Bild der Hülle. Rechts: Primer, Links: Farbe angeschliffen.

Anila Weekly 3.5

Sisyphusarbeit Schiffshülle malen: Schleifen, Putzen, Putzen, Malen, Schleifen, Putzen, … Die Grundierung der Hülle beschäftigt uns schlussendlich die ganze Woche, endet aber mit einem kleinen Happyend.

Wie geplant machte ich mich am Montag auf zwei Ventilatoren zu kaufen. Alejandro, unser «neuer» Uberfahrer» fuhr mich quer durch die Stadt um all die Dinge zu beschaffen, die auf unserer Liste standen. Weil nicht mehr alle Läden geöffnet sind, ist es manchmal schwierig bestimmte Dinge zu erhalten. Zum Beispiel bekommt man in der «Distributor 66» zwar auch Inox Schrauben aber nicht diejenigen Muttern, welche man in der anderen geschlossenen Ferreteria bekäme. Zum Glück hat der spezielle Industriefarbladen, wo wir den Primer kaufen, offen, da er auch Schutzmaterial verkauft sowie Materialzulieferer für die Fischindustrie ist. Der reguläre Farbladen darf aber nicht aufhaben, weil sie keine Masken und Schutzanzüge verkaufen. Deshalb muss man dann immer in 2,3 oder 4 verschiedene Läden gehen, bis man alles hat was man möchte. Ohne Taxi ist dies beinahe unmöglich und meistens ist es dann so, dass man dennoch nicht alles findet, was auf der Einkaufsliste steht. Alejandro fährt mich in einen Supermarkt wo gerade Aktion ist für Ventilatoren. Zum ersten Mal wird mir beim Eintreten in den Laden die Stirntemperatur mit der Messpistole gemessen. Schon ein komisches Gefühl. Mein Fahrer glaubt aber, dass es ein gezielt von China aus verbreitetes Virus sei. Er trägt eine Maske und desinfiziert jedes Mal die Hände wenn wieder ins Auto gestiegen wird. Wie er mir eine Woche später mitteilen wird, glaubt er gar nicht mehr an das Virus und trägt deshalb die Maske nicht mehr… We will see… Ich trage draussen brav meine Papiermaske und versuche den Abstand zu den Menschen einzuhalten.

Zurück zum Grundierungsdesaster. Am zweiten Tag der Woche schliffen wir innerhalb von vier Stunden die falsch angemischte Grundierung wieder herunter. Es meinten zwar alle die vorbeigekommen sind, dass es nicht so schlimm sei, wenn zu viel Härter drin gewesen ist. Schlussendlich wissen wir nicht, wie es sich in Zukunft auf die Oberfläche auswirken wird und deshalb muss alles runter. Nach dem Schleifen muss die ganze Hülle wieder mit Seifenwasser geschrubbt und mit Wasser gespült werden, damit das Ölige der Epoxyfarbe weggeht. Anschliessend wird die ganze Hülle noch mit Aceton abgewischt um restliche Rückstände wegzulösen. Bei knapp 14m Rumpflänge gibt das doch einiges zu tun. Vor allem löst sich beim Abspülen das Abgrenzungsklebeband zum Unterwasserteil wieder, das heisst, es muss wieder alles neu abgeklebt werden. Der Fehlanstrich führt zu einer etwa fünftägigen Verzögerung im Anstreichprozess…

Frischgewaschene Hülle
Die Hülle ist mit Seifenwasser abgespült und muss nun trocknen.

Am Mittwochmorgen hiess es dann wieder: Früh aufstehen und erste Grundierung am ganzen Schiff malen. Ein erster Schock war der Morgentau. Das erste Mal seit etwa drei Wochen hatte es am ganzen Schiff Kondenswasser und etwa 70% Luftfeuchtigkeit. Das Streichen bei angenehmeren Temperaturen am Morgen mussten wir zwangsweise auf später am Tag verschieben. Dazu kommt, dass sich durch den Morgentau an Deck Wasser angesammelt hat, welches über die frisch geputzte Hülle runtergelaufen ist. An Deck befindet sich momentan verschiedenster Dreck und Staub und deshalb konnte nicht ausgeschlossen werden, dass sich wieder Silikon- und Fettrückstände auf der zu bemalenden Hülle befinden. Das hiess für uns, nochmals beide Seiten Putzen. Die Nerven lagen etwas blank, doch um etwa 16.00 Uhr nach der grössten Hitze haben wir mit dem «Projekt Primer» weitergemacht. Dieses Mal war mir klar in welchem Volumen!verhältnis ich die Farbe anmischen sollte und alles ist perfekt aufgegangen.

Schiffsumbau
Iñaki bei der Roll beim Auftragen des Primers mit der „Roll and Tip“ – Methode.

Als wir am nächsten Tag das Resultat begutachteten waren wir allerdings nicht so sehr zufrieden, wie wir uns vorgestellt hatten. Den Primer haben wir mit der «Roll and Tip» Methode aufgetragen. Das heisst, zuerst mit dem Farbroller die Farbe auftragen und dann mit einem Pinsel die Farbe verstreichen. Dadurch soll ein gleichmässigerer Anstrich entstehen und Luftblasen werden eliminiert. Wir haben ebenfalls eine relativ dicke Schicht aufgetragen, wie uns geraten wurde, damit alle kleinen Löcher oder Risse in der Hülle gefüllt werden. Wie sich später herausstellte war dieser Tipp semiprofessionell. Da es relativ warm war beim Auftragen, trocknete die Farbe relativ schnell ein und da auch noch eher viel davon aufgetragen wurde zeigte sich nach dem Trocknen eine orangehautähnliche Oberfläche. Ausserdem war unsere Hülle eigentlich relativ glatt, da auch der Gelcoat in einem guten Zustand ist. Dies wiederum bedeutet, dass alles wieder bis zum jeweiligen tiefsten Punkt hinuntergeschliffen werden musste. In unserem Fall war das sehr viel. Nach zwei Tage austrocknen machte sich Iñaki abermals daran den Primer anzuschleifen. Weil nun aber das ganze Schiff mit einer dicken Schicht bemalt war, brauchte er schlappe drei Tage, um die ganzen 28 Meter glatt zu schleifen.

Wer denkt, man könnte nun einfach mit der zweiten Grundierungsschicht anfangen, täuscht sich. Nun kommt nämlich wieder der Teil mit dem Ausbessern der Unebenheiten mit einer Epoxypaste. Danach müssen die gespachtelten Stellen abermals geschliffen werden. Es ist eine Sisyphusarbeit. Aber wir sind so weit happy, als dass der Fehlanstrich wieder ausgebessert ist und einer zweiten Schicht Grundierung nichts mehr im Wege steht. Klar ist, dass wir diese nicht mehr malen, sondern sprayen wollen.

Am Wochenende machte das «teure» Marinarestaurant Koyotl für drei Tage Bestellen und Take Away wieder auf. Wir freuten uns an der möglichen Abwechslung und gingen mit Courtney, unserer Nachbarin, am Sonntagabend Pizzaessen. Eigentlich hätte man das Essen mitnehmen sollen, da sie aber zwei Tische aufgestellt haben, nahmen wir an einem Platz. Es gab endlich wieder Kombucha und feines Craft Bier. Die Preise sind nicht zu vergleichen mit dem Mar y Tierra Restaurant. Ein Bier kostet im Koyotl so viel, wie drei Tacos im Mar y Tierra. Dank dem Verkauf von unpasteurisiertem Kombucha konnte ich Zuhause gleich eines Ansetzen. Ich bin gespannt ob es funktioniert ohne Scoby erfolgreich einen Tee anzusetzen.

Wassermelone mit Chili-Limetten-Salz
Die kulinarische Neuentdeckung.

Kulinarisch haben wir in dieser Woche «Sandia con Tajin» entdeckt. Das ist eine kernlose Wassermelone bestreut mit einem Limetten-Chili-Salz. Es ist mega erfrischend und durststillend. Kann ich nur empfehlen. Die Woche hat für uns glücklich geendet und wir hoffen, dass die Hülle bald angemalt werden kann. Die Frage des Malers ist aber noch immer nicht geklärt…

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