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Kurze Auszeit in Sinaloa

Anila Weekly 31.5

Das Salonprojekt wurde finalisiert, natürlich mit Hindernissen und am Ende der Woche gab es endlich eine Auszeit vom Baustellendschungel.

Wir haben genug davon von den Stühlen zu Essen und deshalb forcierten wir in dieser kurzen Arbeitswoche, dass der Salon fertig wird. Dazu gehörte das Anstreichen der neuen Stauräume, Rückenlehnen und Sitzflächen des Sofas, sowie das Montieren des Tisches. Wie es sich bei Malarbeiten gehört, benötigt die Vorbereitung 90% der Arbeit und das Malen ist dann im Verhältnis schnell gemacht. Den ganzen Montag verbrachte ich mit Anschleifen, Putzen und Abkleben. Hervorstehende Schraubenspitzen vom Schreiner mussten ebenfalls überall abgeflext werden. Es reichte sogar für einen ersten Anstrich des neuen Stauraums unter dem Esstisch. Den Dienstag verbrachte ich mit Malen. Insgesamt gab es zwei Anstriche mit einer weissen Enamelfarbe.

Am Mittwoch konnten wir uns endlich dem Tisch annehmen. Alles war bereit. Doch als wir die Tischfüsse in Position bringen wollten fiel uns auf, dass die Zugangsklappe zum neuen Stauraum nicht mittig angelegt ist. Der Schreiner hat einfach alte Masse genommen von den uralten Bodenbrettern von 1974. Leider hat sich seit diesem Zeitpunkt die Tischsituation etwas verändert. Dies löste einen Rattenschwanz mit ungeplanten Hindernissen aus. Wie können wir die Tischbeine stellen, ohne dass sie an Stützfunktion verlieren? Nach langem Messen war klar, bei einem Tischbein müssen die Stützen seitlich gekürzt werden, damit die Bodenklappe noch geöffnet werden kann, während die Tischbeine nicht in den Weg kommen. Nach vier Stunden stand der Tisch endlich und in Zukunft kann wieder in aufrechter Position gegessen werden.

Wer genau hinschaut sieht den Fehler. Auf dem Bild fehlt die Bodenklappe.

Weiter stand auf der Liste: Vorderes WC anschliessen. Alle Schläuche waren schon bereit und mussten nur noch eingepasst und angeschlossen werden. Zwei Stunden später sind zwar alle Schläuche zugeschnitten und verlegt aber der Abwasseranschluss vom Waschbecken passt nicht auf den dafür vorgesehenen Schlauch. Und wieder heisst es, passendes Zwischenstück in geeigneter Qualität finden, damit das Waschbecken funktionstüchtig ist. Ein weiteres Problem ist der Abflussschlauch vom WC. Wir haben einen metrischen Schlauch, der auf ein imperiales Seeventil gehen sollte. Fail. Der Schlauchdurchmesser ist zu gross. Für diese Stelle haben wir aber noch keine passende Lösung im Kopf ohne dass es ein Gebastel wird.

Endlich war Donnerstag und wir gingen morgens um Acht Uhr auf den Bus in Richtung Los Mochis, Sinaloa. Die mexikanischen Freunde, welche wir im Herbst in einer Bucht kennengelernt haben, haben uns für ein Wochenende am Strand eingeladen. Diese Einladung war für uns wie Ferien und wir freuten uns schon einen Monat lang darauf hinzufahren. Nach sechs Stunden Busfahrt und sechs Burritos später kommen wir am Busterminal von Los Mochis an und werden schon von Héctor erwartet. Zuerst gab es ein kleines Mittagessen, bevor wir mit dem Vollbepackten Toyota Pickup in Richtung San Ignacio aufbrachen. Etwa 70 km von Los Mochis entfernt befindet sich die kleine Ferienhaussiedlung mit rund 50 Häusern in einer kleinen Bucht, wo ihre Familie seit 15 Jahren ein Haus besitzt.

Nach etwa 30 Minuten Fahrt in südliche Richtung durch die von Maisfeldern umgebene Autostrasse biegt man auf einen Schotterweg zwischen die Felder ab. Wir fahren den Wasserkanälen für die Bewässerung der Felder entlang und Héctor erzählt uns, dass in diesem Gebiet rund 1.5 Millionen! Hektaren von weissem hybrid Mais angebaut werden. Dieser wird vor allem für die Nahrungsmittelproduktion verwendet. Zu diesem Zeitpunkt war gerade Ernte des Wintermaises. Dieser stellt etwa 70% der gesamten mexikanischen Wintermaisproduktion dar. Wie man sich vorstellen kann, fährt man da an ganz vielen uns bekannten Agrochemiefirmenableger vorbei. Monsanto, Bayer und Syngenta sind alle vor Ort. Auffallend sind auch all die die grossen Tanklastwagenlager. Was denn in diesen Tanks gelagert wird, fragte ich und bekam die Antwort: Flüssiges Ammoniak. Dieses wird den Bewässerungsanlagen beigemischt und so auf den Felder verteilt. Ich mochte mir gar nicht vorstellen wie belastet die Böden und Gewässer dort sind. Ich nehme an, es ist vergleichbar mit den südspanischen Verhältnissen wo Grundwasserabsenkungen, Versalzung der Böden und Eutrophierung massiv sind… Welchen Preis zahlen wir dafür, dass mit dieser Menge an Pestiziden, Düngern und Insektiziden Nahrungsmittel in Monokulturen produziert werden?

Nach den Maisfeldern kommt die Salzwüste.

Nach weiteren 30 Minuten Fahrt hörte der Schotterweg auf und ging in eine wüstenähnliche Landschaft über. Es gab keine befestigte Strasse mehr und wir rumpelten mit dem Hilux über die Steppe. Die Landschaft wechselte schnell und plötzlich befanden wir uns in einem von Steinhügeln umgebenen Gebiet. Diese Steinhügel umgeben die Küste zur Sea of Cortez, wie auch die Bucht von San Ignacio. Im Schwemmgebiet der Bucht fahren wir kilometerlang an Garnelenzuchten vorbei. Die Aquakulturplantagen wurden teilweise aus Erde aufgeschüttet und teilweise aufgestellt aus Plastikfolie und Gittern. Auch die Futtermühle für das Garnelenfutter (Fischmehl und Fischöl Pellets) und die Verarbeitungsfabrik befindet sich in der Nähe. Der grösste Teil der Garnelen ist für den mexikanischen Markt bestimmt und der «Rest» geht vor allem in die USA. Es war sehr eindrücklich für uns diesen Teil, quasi die Kornkammer Mexikos, zu sehen.

Hinter den Mangroven in der Bucht sehen wir von weitem die kleine Siedlung. Früher war sie ohne fliessend Wasser und Strom. Heute hat jedes Häuschen eine Zisterne oder ein Wassertank, sowie einen grossen Generator für die Stromproduktion. Wir freuten uns schon auf ein rustikales Wochenende, doch wurden wir von einer kleinen Steinvilla, angemalt im griechischen Stil, überrascht. Insgesamt vier Schlafzimmer und zwei Bäder mit einer grossen Küche plus Wohnzimmer und separatem Spielzimmer. Die Eltern von Héctor kamen mit den drei kleinen Kindern nach. Das ganze Haus war klimatisiert (betrieben durch den grossen Dieselgenerator hinter dem Haus) und super schön eingerichtet von der Abuela (die Grossmutter).

An diesem Wochenende wurden wir ein Teil der Familie und sie zeigten uns stolz die kulinarische Welt Sinaloas. Drei Mal am Tag wurde gross aufgetischt und jedes Gericht war typisch für diese Region. So kam es, dass es beispielsweise zum Frühstück schon Pozole (Maissuppe) gab, zum Zmittag Ceviche aus dem selbstgefangenen Fisch und zum Znacht Fleisch von Grill mit Bohnenmousse und Tortillas. Was haben wir geschlemmt. Héctor hatte immer ein kühles Bier zur Hand in der Kühlbox und es wehte immer eine Brise auf der Terrasse. Vom hinteren Sitzplatz hatte man einen Ausblick auf die ganze Bucht hinaus. Baden im Meer, Fischausflug, Ausflug einen Strand gegenüber, Spielen mit den Kindern, Essen und Schwatzen war das Programm. Richtig erholsam. Auf jeden Fall werden wir mit den Schiffen in Topolobampo, dort wo der Hafen vor Los Mochis ist, vorbeigehen und alle besuchen gehen.

Am Sonntagabend fuhren wir wieder in die Stadt zurück und Claudia und Héctor zeigten uns noch den Hafen, die Bucht zum ankern und den Yachtclub, wo sie ihr Sportboot haben. Am Montagmorgen stiegen wir reich beschenkt wieder in den Bus nach Guaymas zurück zu Anila. Die Grossmutter hat uns nämlich eine Tortillapresse geschenkt und Claudia hat uns ihre Molcajete (grosser Mörser aus Lavastein) mitgegeben. Jetzt können wir unsere eigenen Tortillas pressen und eigene Salsas kreieren.

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