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Anila Weekly 7.6

Endlich wird der Mast gelegt, Carmen nimmt sich dem Projekt «Dodger» an und unsere Küche wird weiter mexikanisiert.

Erst am Dienstag hatte diese Woche richtig gestartet für uns. Den ganzen Montag waren wir mehr oder weniger auf der Heimreise von Los Mochis inkl. strenger Zollkontrolle an den «Kantons»-grenzen. Ausserdem standen aufregende Pläne an, denn der Mast sollte gelegt werden, damit alles fürs neue Grossegel installiert werden kann.

Projekt „Dodger“. Aus alt mach neu.

Zuerst aber zu meinem (Carmen) neuen Projekt. Den ganzen Dienstag verbrachte ich mit dem Ausmessen und Planen des «Dodgers» oder «Doghouse». Dies ist der Teil über dem Cockpit mit den Windschutzscheiben und dem Dach. Auf dem Dach des eher klobigen Designs befindet sich unser kleines Kraftwerk mit rund 500W Solarpower. Der Vorbesitzer hatte das Schiff auf einem Truck von der Ost- an die Westküste Amerikas transportieren lassen und musste dafür ebendieses Dodger leider abtrennen. Was alles kein Problem gewesen wäre, wenn er es beim erneuten Montieren am Zielort auf der Aussenseite nicht einfach nur mit Klebeband! verbunden hätte. Nach fünf Jahren Seattle-Wetter konnte das Holz nicht anders als zu Rotten beginnen. Eigentlich planten wir, dass diese Arbeit auch von Cruz gemacht werden würde. Da wir aber nicht 100% mit seiner Arbeit zufrieden sind und er momentan einen anderen Auftrag hat, haben wir uns kurz entschlossen das Projekt «Dodger» selber in die Hand zu nehmen. Somit verbrachte ich den ganzen Dienstag mit Abmessen, Recherche und Planen. Wir wollen das alte einfach nach den selben Massen nachbauen.

Abmessen und Berechnen des Holzbedarfs.

Währenddessen bereitete Iñaki alles für den Mittwoch vor, um den Mast runter zu nehmen. Beiläufig erzählte der Vorarbeiter beim Vorgespräch am Abend, dass es das erste Mal sei, wo er alleine einen Mast legt. Derjenige Arbeiter, welcher für die Mastarbeiten mit dem Kran zuständig war, arbeite nicht mehr in der Marina. Na toll. Iñaki kennt das Mastlegen zwar von den kleinen Segelbooten am Thunersee aber nicht von einer 46 Fuss Yacht. Dies bedeutete, wir mussten herausfinden wie das am besten geht, da die Erfahrung des Kranführers und der anderen Arbeiter limitiert ist. Am Abend wurde bis spät in die Nacht das ganze Internet nach «How to’s» und «How not’s» durchforstet und einen Plan zurechtgelegt. Fazit: Aluminium-Mastlegen ist eine delikate Angelegenheit und wenn’s dumm läuft, dann haben wir einfach zwei kurze Maststücke anstelle von einem.

Als es endlich Mittwoch war brachten wir alles in Stellung. Wir fragten zusätzlich unsere Nachbarin Courtney ob sie helfen kommen könnte, damit wir genügend Leute sind, wenn es soweit ist. Überall haben wir Leinen und Werkzeug platziert um den Mast zu führen und die letzten Wanten und Stage zu lösen. Geplant war das Ganze um 11 Uhr. Wie es so ist, kreuzten sie um diese Zeit nicht auf. Der Wind nahm langsam zu und wir fragten uns, ob es überhaupt noch möglich wäre heute. Um 13 Uhr hörten wir plötzlich das Aufheulen des Kranlastermotors. Zehn Minuten später standen alle fünf Arbeiter vor dem Schiff und gingen drauf los. Ohne grosses Briefing liefen alle etwas kopflos auf dem Schiff umher. Iñaki versuchte allen eine Position zuzuordnen. Ich war unten im Salon, wo der Mast möglichst ohne Kratzer und mit allen Kabeln aus dem Schiff geführt werden soll. Iñaki war beim Mastfuss und versuchte den Überblick zu wahren und den Leuten zu diktieren wo sie sich wann hinstellen sollten. Die grösste Gefahr eines Mastbruchs entsteht dann, wenn der Mast in der Schlinge hängt und sich zu Drehen beginnt und/oder zu Wippen beginnt. Das Ganze muss möglichst in einem Zug geschehen ohne abrupte Bewegungen des Kranführers oder der Führungsleinen, damit er nicht ins Wippen gerät. Als es darum ging den Mast auf den Boden zu legen, war er so nah an der Mauer, dass der Masttopp darüber hinausschaute. Also nochmals etwas hochheben und «zurückschieben». Genau in diesem Moment wollte sich der Mast abdrehen und Iñaki konnte mit einem beherzten Sprung an die Winch am Mast das Übel noch abwenden. Mit aller Kraft hängte er mit einem Arm an der kleinen Winch und hielt den Mast in seiner «Rückenposition» bis er auf den vorbereiteten Polster am Boden lag. Insgesamt hatte die ganze Aktion zwei Stunden gedauert und war reinster Stress und Nervenkitzel. Am Ende ist alles gutgegangen und wir konnten uns zur Feier des Tages ein kühles Bierchen gönnen.

Gleich am nächsten Tag wurde alles Nötige vom Mast demontiert. Die alte Segelschiene musste runter, die Wanten, die Chainplates, die Rollsegelführungen und sonstiger Krimskrams. Wir beschlossen, dass wir den Mast nicht neu Anstreichen werden. Er benötigt einige Ausbesserungen an den Stellen wo es Korrosion gab aber ein kompletter Anstrich ist nicht nötig. So vergingen weitere zwei Tage mit Arbeiten am gelegten Mast und an der Dodger-Konstruktion.

Beim Holzeinkauf wurde uns wieder vor Augen geführt, wo es Unterschiede zwischen Europa und Zentralamerika gibt. Wenn man einfach 5 Dachlatten kaufen möchte, geht das nicht, da alles erst auf Kundenwunsch/Mass angefertigt wird. Du musst deine Wunschgrösse sagen und dann bekommst du so viele Latten, wie aus einem Brett geschnitten werden können. Man kauft immer ein ganzes Brett. Es gibt auch keine vorgefertigten Kanthölzer. Zuerst musst du sagen welches Holz du möchtest, dann wird Eines ausgesucht und versägt (im Preis inbegriffen).  Ah und die Tischfräse zum Winkelschneiden war defekt. Nun haben wir doppelt so viele Hölzer wie wir eigentlich benötigten und die Winkel fehlen auch noch.

Grundgerüst aus dünnem Sperrholz. Bereit für die Verstärkung mit Fiberglasmatten.

Am Mittwoch erreichte uns die Nachricht, dass jemand mit dem wir am Wochenende am Strand (mit Abstand) gesprochen haben, Covid hat. Zuerst waren wir etwas verunsichert, wir führten aber unsere Sicherheitsmassnahmen wie gewohnt fort (Zuhause bleiben, sonst Maske und Abstand). Wir zeigten aber glücklicherweise keine Symptome in den darauffolgenden Wochen. Unser Vorrat an Masken haben wir dennoch wieder aufgestockt, denn es scheint, dass noch kein Abflachen der Kurve zu erwarten ist.

Am Wochenende haben wir das erste Mal die Molcajete und die Tortillapresse ausprobiert und das Essen war fantastisch. Für die Salsa haben wir zuerst die grünen und roten Tomaten, die Zwiebeln, den Knoblauch und die Chilis in der gusseisernen Pfanne auf dem Herd gegrillt bis sie weich und etwas gebräunt waren. Zuerst fügt man die trockenste Zutat in die Molcajete (Mörser) und fügt danach Stück für Stück bei bis die gewünschte Mischung entsteht. Abgeschmeckt wird die Salsa mit Salz und frischem Koriander. Serviert wird sie direkt aus dem Steintopf auf den Tisch. Leider haben wir sie noch nicht genügend mit Reis und Salz ausgerieben und deshalb hatte es am Schluss noch feine Steinkörnchen in der Sauce. Die selbstgemachten Maistortillas haben wir einfach mit kurzgebratenem Fleisch, der Salsa und einem Spritzer Limette verputzt. Ein Festmahl! 😊

Salsa casera asado en molcajete. (Von den Jalapeõs kam nur die Hälfte rein.)

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