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Sonnenuntergang über Guaymas

Anila Weekly 26.7

Die Woche beginnt mit einem Schreck, es gibt einen Überraschungsbesuch und wo sind eigentlich die sieben Fensterrahmen?

Als Debbie vor einer Woche das Rigging brachte, wurde unsere Freude abrupt gestoppt und wir erleideten einen kurzen Schock. Zuhause beim Öffnen des Pakets konnten wir nur 5 von insgesamt 12 Teilen zählen. Wo ist der Rest des Pakets aus England geblieben? Ist er unterwegs verschollen? Aussen am Paket stand noch darauf Paket 2/2 das heisst, irgendwo muss noch Paket 1 sein. Ein schneller panischer Anruf erleichterte uns nur mittelmässig. Debbie hätte zuhause noch ein Paket für uns, sie wisse aber nicht was drin ist. Wir beruhigten uns damit, dass bis jetzt noch kein Paket verloren ging. Dennoch mussten wir uns weitere 2 Tage gedulden, bis sie uns definitiv bestätigen konnte, dass in diesem besagten Paket der Rest des Riggings drin ist. Uns fiel ein grosser Stein vom Herzen. Da haben wir wieder einmal Glück gehabt.

Erste fünf Teile der insgesamt 12.

Zum Paletten-Gate (es handelt sich in der Tat um die Palette, welche sich seit Ostern [sic!] in Veracruz am Zoll festkrallt) gibt es wieder Neuigkeiten. Seit sich David, ein tugendhafter Kenner der bürokratischen Kunst, sich der Sache angenommen hat, hat sich ein Kontakt zu einer kompetenten mexikanischen Logistikerin ergeben. Sie hat tatsächlich einen Zollagenten gefunden, der sich mit Haushaltswaren beschäftigt. Als wir dachten, die Sache wäre durch, flatterte gleichentags die Nachricht ins Boot, dass die Palette nun «abandonado», also aufgegeben wird. Dies bedeutete, dass die Ware zerstört wird. Oh weh! Eine weitere Woche muss danach vergehen, damit wir den endgültigen Bescheid über den weiteren und endgültigen Verbleib der Palette erhalten.

Projektmässig fokussierte ich mich in der dritten Juliwoche auf das Doghouse (Cockpitdach). Die Fiberglasarbeiten wurden endlich abgeschlossen und die Löcher für die Fenster konnten ausgeschnitten werden. Danach musste der ganze Ablauf für den Austausch des alten, verrotteten Doghouses mit dem neuen Modell geplant werden. Bisher war das Cockpitdach einfach mit Schrauben ins Deck geschraubt. In Zukunft soll es aber mit langen Schrauben und Muttern durchs Deck hindurch festgemacht werden. Dafür muss aber die Deckenverkleidung im Salon demontiert werden. Wir planen dies zeitlich mit der Befestigung des neuen Reffsystems am Deck, welche mit Bügelschrauben (U-Schrauben) neben dem Mast festgemacht werden.

Fiberglasaufbau. Im Kern 5mm Sperrholz, aussen sieben, innen fünf Schichten Fiberglas.

Eines Morgens, als wir draussen am Werkeln waren, kam der Wächter vorbei und sagte, da wäre jemand aus Mochis. Das konnte nur Héctor sein, welch eine Überraschung. Wir haben ihn und seine Familie vor kurzer Zeit in Los Mochis besucht und sind mit ihnen in ihr Wochenendhaus gefahren. Tatsächlich kam er spontan bei uns vorbei. Er hatte einen Arbeitsauftrag in Hermosillo, eineinhalbstunden entfernt von Guaymas. Auf dem Rückweg fuhr er bei uns vorbei. Wir zeigten ihm das Schiff und die gegenwärtigen Arbeiten und verabredeten uns, dass sie uns in San Carlos besuchen kommen. Die Aquariumbucht von San Carlos wird unser erstes Ziel sein, wenn wir endlich im Wasser sind.

Vor langer Zeit, nach dem neuen Aussenanstrich der Hülle, hatten wir mit dem Maler besprochen, dass es noch einen «cut and buff» (Nassschleifen und Polieren) der Farbe braucht. Wie ich bereits berichtet habe, hatte es an einigen Stellen sogenannten «overspray» durch den Wind. Dort hatte der Wind beim Sprühen Farbpartikel auf die bereits gesprühte Farbe zurück egeblasen. Die Oberfläche fühlt sich dort wie ein Schleifpapier an und erscheinte etwas matt. Zusätzlich hatte es etwa fünf Farbläufe. Als der Maler an einer Probefläche das Endergebnis zeigte waren wir sprachlos. Das Ergebnis übertraf unsere Erwartungen eindeutig. Aus einem mittelmässigen Anstrich wurde dadurch eine 1A hochglänzende Hülle, welche sich richtig zeigen lassen kann. Das finale Ergebnis wird dermassen glänzend sein, dass die Hülle wie ein Spiegel erscheint. Für die nächsten fünf Jahre sollte die Hülle nun glänzend sein. Ein klitzekleines Problem ist nur, dass die Motivation des Malers gering ist und er die Arbeit in seiner Freizeit machen muss. Deshalb zieht sich auch diesmal das Schleifen und Polieren in die Länge. Damit alles etwas schneller geht, hilft Iñaki beim Schleifen mit.

Rechts vorher, Links nachher.

Die Fensterrähmen, welche wir vor über einem Monat zur Reinigung/Ablaugung gebracht haben, sind noch immer nicht zurückgekehrt. Man fragt sich wieso. Ein Problem ist, je später es im Juli wird, desto mehr nächtliche Gewitter ziehen auf. Alle Lecks in Deck und sonstigen Fenstern wurden abgedichtet. Nur im Salon klaffen noch neun grosse Löcher. Mit der grossen blauen Plache über den Fensteröffnungen sind wir nur einigermassen vor Wasser geschützt. Wenn der Wind aber dazu bläst, wird’s etwas Feuchter im Innern.

Unser neu gesetztes Ziel von vier Wochen, bis wir endlich die Marina verlassen können, schwankt täglich. Es ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig und deshalb manchmal schwierig zu erkennen. Wenn man zum Beispiel plötzlich merkt, dass ein wichtiges Teil einer Arbeit fehlt, sei es nur eine Schraube in einer bestimmten Länge, kann es sein, dass sich die Weiterarbeit daran um ein oder zwei Wochen verschiebt.

Wir können es kaum erwarten endlich Wasser unter dem Kiel zu haben und die echte Meeresbrise in den Haaren zu spüren. Auch wenn noch viel zu tun ist, bis unsere Vorstellungen von einem gut unterhaltenen Blauwassersegelschiff erfüllt sind, bleiben wir optimistisch. Die erste angepeilte Ankerbucht in San Carlos bietet uns genügend Nähe für Besorgungen aller Art und ist gleichzeitig gut geschützt. Wir freuen uns auf das erste Ankerbier und den ersten Sonnenuntergang auf unserer gepflegten Anila.

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