You are currently viewing Anila Weekly 24.5
In neuem Kleid strahlt Anila mit der Morgensonne um die Wette.

Anila Weekly 24.5

Wir sehen Licht am Ende des Farbtunnels, der grosse Tag des Anstrichs steht endlich vor der Tür und am Schluss macht sich dennoch Ernüchterung breit.

Über das Wochenende haben wir uns entschieden, dass es wohl das Beste wäre, wenn wir die gute Imron Farbe nehmen und diese von den Malern von hier ansprayen lassen. Es ist ein Kompromiss aber es erschien uns besser, dass bei einem mittelmässigen Maljob wenigstens die beste Farbe aufgetragen wird. Auf jeden Fall wollten wir aber die Farbe selber besorgen, da wir schon Schauermärchen über verdünnte Farbe gehört haben. Dank unser Uberfahrer Alejandro, welcher auch noch Automechaniker ist hatten wir einen direkten Kontakt zum lokalen Imron Farbhändler. So machten wir uns am Montagmorgen auf den Weg in den Farbshop. Eigentlich ist er noch geschlossen wegen dem Lockdown aber nun geht man einfach zur Hintertür hinein und vorne bleibt die Türe zu. Dort angekommen zeigte der Ladenbesitzer uns das Datenblatt und die möglichen Farben, aus welchen wir auswählen können. Lustigerweise brachte uns der Maler vom Platz bereits vor ein paar Wochen eine Imron Farbkarte, dort waren aber nur etwa 50 Farbtöne drauf. Im Laden konnten wir aus der ganzen Imron Farbpalette auswählen und das waren Hunderte. Weil wir in der vorherigen Woche bereits eine Farbe ausgewählt hatten in der Sherwin Williams Palette, haben wir nun einen ähnlichen Farbton von Imron gesucht. Unsere Wahl fiel auf das «Cerulean» Blau. Es ist ein Hellblau mit einem Lichtreflektionswert von etwa 50%. Das vorherige Dunkelblau hatte lediglich einen Wert von etwa 10%. Mit einer Farbaufhellung hoffen wir, dass sich die Hülle etwas weniger aufwärmt. Dank Alejandro hatten wir auch noch einen Werkstattrabatt. Insgesamt werden die drei Gallonen Farbe 850 Franken kosten. In diesem Preis ist der Härter und der Verdünner mitinbegriffen. (Im Vergleich: Der Primer hat etwa 50 Franken pro Gallone gekostet.)

Nun hiess es warten und das Schiff für den finalen Anstrich vorbereiten. Dafür mussten wir alles abdecken und wegräumen, was in den Weg käme. Weil wir gerade Zeit dafür hatten, haben wir noch alle Salonfenster ausgebaut. Die grossen klaffenden Löcher habe ich mit Plastikfolie abgedichtet, damit auch keine Farbe reinwehen wird. Am Mittwoch hiess es, wir können die Farbe erst am Donnerstag abholen. Das hiess für uns, es wird am Freitag definitiv gemalt. Iñaki studierte akribisch das Wetter um herauszufinden, ob es am Freitagmorgen Tau haben wird oder nicht. Weil wenn es Morgentau hätte, müssten wir das Malen nochmals verschieben, damit wir die Hülle nochmals Reinigen können. Wir gingen auf eine kleine Besorgungstour, weil wir unter anderem Bier für die Maler organisieren mussten und wir beim Schweisser drei Teile für den Lümmelbeschlag (Verbindung zwischen Baum und Mast) abholen konnten. Von Louis dem Schweisser waren wir total begeistert. Seine Arbeitsweise haben wir in Mexiko bis jetzt noch nicht kennengelernt. Er ist am Montag vorbeigekommen, hat am Dienstag die Stücke bearbeitet und am Mittwoch konnten wir sie bereits wieder abholen. Die Story mit dem anderen Schweisser Gonzalez, den wir eigentlich engagiert hätten, folgt noch. Weil Alejandro unser Fahrer aus der Autobranche ist und jeden in Guaymas kennt, konnte er uns auch noch jemanden für die neuen Namenskleber von Anila vermitteln. Als wir zurück zum Schiff kamen, stand Shosky mit seinem Töff bereits vor dem Eingang und hat mit uns Grösse und Platzierung der neuen Namenskleber angeschaut. Für rund 20 Franken macht er uns 2 kleinere Vinylkleber für den Bug und ein etwas grösserer (70×50 cm) für aufs Heck. Am Baum oder auf dem Stackpack fürs Grosssegel werden wir unseren Schriftzug wahrscheinlich auch noch anbringen.

Am Donnerstag war es dann soweit. Wir konnten endlich die Farbe abholen und das Schiff final abkleben. Beim Abkleben am Nachmittag merkten wir langsam, wie die Energie runter geht. Von der Entscheidung vor Ostern, dass wir das Schiff noch anmalen möchten, bevor es heisser als 35 Grad wird, hat es rund einen Monat gedauert bis zu diesem Punkt. Es war ein richtiges Hin- und Her, jeden Tag hat sich wieder etwas geändert in der Entscheidung wie und mit welcher Farbe der Anstrich geschehen sollte. Rückblickend hätten wir es gerne selbst gemacht. Doch mit dem Fehlstart durch das falsche Mischverhältnis und den Fehlentscheid die erste Primerschicht zu rollen, haben wir die Chance vertan mit der Sprühpistole zu üben. Hätten wir von Anfang an selber gesprüht, hätten wir die Farbe auch selber aufgetragen. Hätte, hätte, hätte,… Am Donnerstagabend waren wir beide am Ende mit den Nerven aber andererseits auch erleichtert.

Alles ist on point. Primer, Abdeckung und Wetter.

Der grosse Tag des Anstreichens war endlich gekommen. Die Sterne standen gut. Es gab keinen Morgentau und der Wind war schwach. Um halb Sieben standen die beiden Maler auf der Matte und bereiteten das Schiff auf den Anstrich vor. Zuerst musste das Schiff nochmals mit einem Lappen und etwas Seife abgewischt werden. Danach abschliessend noch eine Runde mit dem «tack cloth» für allfällige Fussel. Als der Kompressor angeschlossen wurde, galt es ernst. Uns fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als die beiden Maler ihre Schutzbekleidung anzogen. Es handelte sich dabei lediglich um T-Shirts, die sie sich um den Kopf gewickelt haben und nur die Augen schauen heraus. Iñaki bat sie eindringlich doch unsere guten 3M Gas- und Partikelmasken und Brillen zu tragen, doch sie lehnten dankend ab. Sie hätten eigene Masken in der Werkstatt, diese seien aber unbequem um damit zu arbeiten. In dieser Farbe befinden sich hochgiftige Isocyanate welche Hirn, Lunge, Leber, usw. angreifen. Wir werden dies mit dem Chef noch diskutieren, weil das Anmalen mit giftigen Lacken ohne Schutzbekleidung das Leben der Arbeiter gefährdet und es heute eigentlich bereits zum Standard gehört, dass sich die Arbeitenden schützen müssen.

Cerulean Blau von Imron.

Insgesamt werden drei Schichten Farbe aufgetragen. Wenn sie eine runde ums Boot herum sind, ist die Farbe genügend angetrocknet, dass sie gleich mit der zweiten Schicht anfangen können. Nach der ersten Runde waren wir etwas unsicher mit unserer Farbwahl, da das Blau aufgetragen heller aussah, als wir es uns vorgestellt hatten. Mit jeder Runde wurde das Blau aber dunkler und schlussendlich war es genau die Farbe, welche wir uns vorgestellt haben. Nach drei Stunden war der Spuk vorbei und Anila glänzt in neuem Kleid. Kein anderes Schiff trägt ein solches Blau und stellt euch vor, noch mit dem Rot unseres Schriftzuges… passt alles tiptop zusammen. Jetzt müssen wir noch die passende Farbe für die Segelabdeckung und die Aussenkissenbezüge finden.

Ist es der richtige Farbton?

Wir belohnen uns für den ganzen Stress gemeinsam mit Courtney mit einer Pizza und einem kalten Bier im Marinarestaurant. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir entspannt auf dem Sofa und warteten darauf bis die Farbe genügend trocknete um sie endlich anfassen zu können. Von weitem sieht der Anstrich perfekt aus, beim Näherkommen bemerkt man, dass die Oberfläche eine leichte Orangenhaut hat. An manchen Stellen gab es auch Overspray. Das heisst, wenn es windet beim Aufsprühen, weht ein Teil der Farbe aus der Luft auf die bereits gespritzte Fläche zurück. Grundsätzlich ist dies alles kein Problem und kann mit einem «Cutt and Buff» auf Hochglanz gebracht werden. Die Funktion der Farbe ist 100% gegeben aber uns beisst es trotzdem etwas in den Augen. Nach all dem Aufwand und hin und her hatten wir so hohe Ansprüche an den finalen Anstrich und er wurde einfach nicht perfekt. Selbst der Maler war mit seiner Leistung nicht vollumfänglich zufrieden und bot uns deshalb an, das «cutting and buffing» zu machen.

Am Samstagmorgen konnten wir endlich wieder einmal «ausschlafen». Das heisst der Wecker läutet nicht um 5 Uhr aber wach ist man dann trotzdem um halb 7… Am Vormittag machten wir uns auf den Weg zu Debbie nach San Carlos um endlich die langersehnte Hardware für den Mast abzuholen. Als wir ankamen, war da genau nichts für uns. Ein Paket hat sie bei ihrem Wohnwagen deponiert, da sie nicht wusste, ob wir die Sachen abholen kommen. Auf dem Hinweg dorthin checkte Iñaki nochmals die Mails um festzustellen, dass genau nur etwas abgeschickt wurde und der Rest erst kommt, wenn alle Teile aus Italien da sind. 

Das restliche Wochenende wurde mit Serien schauen, Gamen und Wochenplan schreiben verbracht.

Schreibe einen Kommentar