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Anila Weekly 17.5

Beinahe wurde die grosse Farbenfrage geklärt und beinahe hätten wir selber einen Pulpo gefangen. Knapp daneben ist auch verfehlt und das gilt für die ganze Woche.

Weil am Samstagmorgen die zweite Primerschicht nicht gesprayt werden konnte, kam Cruz am Montagmorgen mit seinem Kompressor und der Sprühpistole vorbei. Zum Glück hat er uns angeboten diesen Job zu machen. Das Endergebnis war einwandfrei. Für uns hiess das, dass wir die Hülle für zwei Tage vergessen können, da der Epoxyprimer ganz austrocknen muss, bevor man ihn wieder anschleift. Dank der hohen Umgebungstemperatur geht dieser Prozess relativ schnell. Beim Abnehmen der Abdeckfolien merkten wir erst, wie stark sich diese extrem haftende Farbe durch die Sprühpistole ausbreitet. Wir haben zwar das Unterwasser und die Reling gut abgedeckt aber durch den Wind und den Druck setzt sich ein Teil der Farbe wie ein feiner Nebel auch auf dem Schiff ab. Zuerst hatten wir einen kleinen Schock doch dadurch, dass das Schiff sowieso staubig und dreckig ist, konnte sich die Farbe nicht wirklich ansetzen. Man sieht das Grau von Auge nicht aber man spürt an bestimmten Stellen oder Chromstahlrohren, dass es nicht mehr so glatt ist. Da wir aber sowieso alle Rohre, Reling usw. reinigen und polieren werden ist es kein grosses Problem. Wir werden aber für den finalen Farbanstrich das gesamte Deck abdecken.

Auftragen des Primers anilasailing.ch
Cruz trägt die zweite Schicht Primer auf.

Die finale Entscheidung für den Farbkauf stellte sich als schwieriger heraus als zuvor gedacht. Iñaki recherchiert wie wild im Internet, welche Farbe nun für uns in Frage käme. Dabei spielen die Faktoren wie: Härtegrad, Reparierbarkeit, Preis, Applizierbarkeit, Kaufort, Farbauswahl, Look und Lebenszyklus eine Rolle. Wir gehen immer von einer zwei-komponenten Farbe aus. Alexseal wäre einfach aufzutragen müsste aber in den USA bestellt werden. Awlgrip, ebenfalls USA, ist schweineteuer und nicht reparierfähig. International wäre günstig, da für die Marineindustrie gedacht aber sieht nach wenigen Jahren schlecht aus und es gibt nur drei Grundfarben. Sherwin Williams scheint günstig und gut zu sein. Imron ist relativ teuer, hätte aber die besten Eigenschaften. Die Entscheidung wurde aber am Freitag dieser Woche noch gefällt.

Farbauswahl Anila
Welches Blau soll es sein?

Am Mittwoch schloss ich vorerst die letzten Löcher mit Fiberglas am Schiff. Dies sind die zwei Deckwasserabläufe, welche wir entfernt haben. Irgendein Vorbesitzer hatte einmal die Idee, dass man das Wasser auf dem Deck durch das Schiff hindurch hinausführen könnte, anstelle es über die Kante abfliessen zu lassen. Mit dieser Schlussfolgerung wurden drei! Löcher ins Schiff gemacht, jeweils zwei an Deck Steuerbord und Backbord, der Steuerbordabfluss trat knapp über der Wasserlinie aus und der Backbordabfluss wurde über die Cokpitabflüsse via Borddurchlass geführt. Die Logik möchte, dass mehr Löcher auch zu potentiell mehr Wassereintritt im Schiff führen. Zum Beispiel, dass im Kleiderschrank, wo der eine Abfluss durchführte, an den Querverstrebungen des Rumpfes Spuren von Wasseransammlungen zu sehen sind. In Zukunft werden wir das Wasser an Deck via Fussreling abführen. Dafür werden wir zwei Löcher in der Aluschiene ausschleifen und vergrössern, damit das Wasser und Sonstiges gut abfliessen kann. Die vorigen Abflüsse waren auch vom Durchmesser her zu klein. Kurze Episode: Bei der Überfahrt von Ensenada nach Guaymas waren einmal sogar beide verstopft. Als wir zwei Bonitos gefangen und sie an Deck ausgenommen haben, hat ihr Mageninhalt bestehend aus anderen Fischen und kleinen Tintenfischen die Abflüsse verstopft. So viel dazu.

Viele kleine weitere Arbeiten folgten in dieser Woche noch, wie das Ersetzen von ausgeleierten Schliessmechanismen in den Schranktüren oder dem Einziehen von unserem neuen Gasschlauch. Beim Rausnehmen des alten Schlauchs sahen wir, dass dieser bereits eine Verletzung hatte. Ich schätzte das Alter des alten Schlauchs auf etwa mindestens 10 Jahre und das ist einfach fahrlässig. Gut haben wir einen neuen stabilen Schlauch. Auch den kleinen Heckfenstern widmete ich wieder einmal etwas Zeit. Als ich dachte, wir hätten jetzt alle Schrauben in der richtigen Länge griffen andere nicht mehr. Leider sind diese so kurz und anscheinend selten, dass sie unsere Ferreteria des Vertrauens auch nicht führt. Immerhin konnte ich noch die reflektive Scheibenfolie aufziehen, die für weniger direkte Sonneneinstrahlung sorgt. Wo ich diese rund 5mm kurzen Schrauben herbekommen werde, steht noch offen.

Heckfensterscheibe mit reflektiver Fensterfolie.

Am Mittwochabend kam zum ersten Mal Efren, ein Einzelgängerfischer, vorbei und fragte, ob wir gerne Fisch kaufen würden. Efren ist alleinstehend, ca. 50 Jahre alt und wohnt mit seiner Mutter in der Nähe von der Marina. Er verdient etwas Geld mit Fischen und hat vor Corona auch immer den Abfall der Marina nach Schätzen durchsucht. Viel Material das von den Yachtleuten weggeworfen wird kann noch gebraucht, repariert oder sogar weiterverkauft werden. Wir kauften einen Fisch von ihm, den er mit der Harpune geschossen hat. Er solle doch in Zukunft wiedermal mit Fisch vorbeikommen, sagten wir ihm. Schon am Freitag wird er uns mit Neuem überraschen.

Frischer Fisch von Efren.

Endlich waren die zwei Tage warten um und wir konnten wieder mit dem Schleifen der Hülle beginnen. Wir hoffen, dass es das letzte Mal sein wird, dass wir die Hülle schleifen müssen. Cruz fährt uns spontan in die Stadt und wir können die am Vortag ausgebaute Salonfensterscheibe zu einem Folierer bringen, der eine ungetönte UV-Folie aufzieht. Die Folie ist ungetönt, damit wir in der Nacht trotz Folie immer noch gut hinaussehen können. Wir werden alle Salonfenster ausbauen, um die Alurahmen neu zu streichen, sie neu abzudichten und sie mit einer guten Folie beziehen lassen, damit weniger Infrarotwellen in den Salon dringen können. Das ganze Schiff wird auf die wärmeren Temperaturen und das feuchtere Klima in den Tropen vorbereitet.

In einem Gespräch mit Craig von der anderen Seite des Boatyards hat er uns die Farbe von Sherwin Williams empfohlen, weil er diese an seinem Schiff hat und sie super günstig sei und super gut aussehen würde. Die Farbe sei seit 2.5 Jahren drauf und sehe noch aus wie neu. Dass er aber damit noch nie im Salzwasser war, sah er nicht als begünstigenden Faktor. Nun gut, wir machen uns auf zu einem solchen Vertreter und lassen uns informieren. Sie hätten eine Linie welche geeignet sein könnte. Wir wählen eine Farbe aus und möchten die Farbe bestellen. Weil diese in Hermosillo ist, würden wir sie erst am Montag abholen können. Weil wir aber im Datenblatt nichts von der Trocknungszeit zwischen den Anstrichen oder der Salzwasserresistenz lesen, fragte der Vertreter sicherheitshalber noch beim Spezialtechniker nach. Als er uns am nächsten Morgen anrief, teilte er uns mit, dass die Farbe doch nicht geeignet wäre für unser Vorhaben. Und schon wieder standen wir ohne Farbe da. Iñakis Bemühungen einen externen Maler für den Anstrich zu beauftragen waren ebenfalls für die Katz. Der Marinabesitzer lässt keine externen Maler zu, weil seine eigenen Leute diese Arbeiten durchführen können. Nur solche die sie nicht anbieten, wie zbsp. Holzarbeiten, können von Externen durchgeführt werden. Natürlich nur, wenn sie einen Prozentsatz ihrer Einnahmen an die Marina abgeben. So sind die Verhältnisse in den Marinas. So streng wie sie tönen, sind sie hier in Guaymas noch am lockersten. In anderen Marinas darf man nicht einmal selber am Boot arbeiten. Weil wir gezwungen sind die Marinaarbeiter als Maler anzustellen, wägten wir ab was am besten sei. Leider sind die Maler hier nicht «ausgebildete» Malerprofis sondern Allrounder, die auch mit der Sprühpistole arbeiten. Uns fällt es nicht leicht in den sauren Apfel zu beissen.

Freitags lenken wir uns mit dem Schleifen der Hülle ab. Den ganzen Tag waren wir damit beschäftigt. Am Feierabend kam Efren wieder vorbei und brachte uns zur Überraschung Muscheln (Chocolates) und Pulpo vorbei. Wir freuten uns schon auf den späteren Festschmaus. Die Muscheln wurden zum Znacht mit einer Chili-Zwiebel-Paniermehl-Mischung im Ofen überbacken und zu Spaghetti mit Knoblauch und frischen Tomaten serviert. Ausserdem ladete uns Efren ein, am Sonntag mit ihm Fischen und Muschelsammeln zu gehen. Endlich geht’s mal wieder raus aufs Meer.

Am Samstag schliffen wir wieder fröhlich vor uns her und besuchten am Nachmittag nochmals Juan Carlos vom Astillero (Industriewerft für Fischerboote) in der Nähe, um ihn über die verschiedenen Farben und die Auftragetechniken auszufragen. Wir autostöppeln die 15 Minuten Fussweg hin und treffen auf dem Werkplatz auf einen weiteren Juan Carlos. Dieser hat die Anlegestelle für sein Motorboot gemietet und wohnt in der Corona Zeit dort. Er zeigt uns sein schon etwas in die Jahre gekommenes Schiff und wir bekommen den Eindruck, als wäre er ein ausrangierter Koksbaron. Alles auf dem Schiff war mehr Schein als Sein und der Lack blätterte überall schon ab. Er erzählte uns von seinen Wohnsitzen in Juarez, Tijuana und sonst wo und nebenbei, dass sein fünfzehnjähriger Sohn in einer Schiesserei ums Leben kam. Wir bedankten uns und machten uns schnell wieder aus dem Staub.

Grundierter Fischtrawler in der Industriewerft.

Endlich war Sonntag und bereits um 06.00 Uhr morgens machten wir uns mit der Plancha (einem kleinen Böötchen aus Fiberglas für etwa vier Personen) auf den Weg zur Isla de Pajaros. Diese befindet sich auf der rechten Seite, wenn man mit dem Schiff in die Bucht von Guaymas einfährt. Bepackt mit Taucherbrillen, Flossen, Schnorchel, Pulpohaken, Harpunen und Essen waren wir gut gewappnet für einen Ausflug. Leider war das Wasser etwas trüb durch den Wind aber wir folgten Efren ins Wasser und er zeigte uns, wie er die Pulpos rausholt. Wir sahen garnichts aber er fing im Ganzen etwa 5 kg Pulpo. Die Oktopusse halten sich zwischen den Steinen an den Küsten auf. Man würde jeweils die Augen sehen und wenn man die Steine mit dem Haken umdreht sieht man, wohin sie fliehen. Iñaki versuchte drei Stunden lang angestrengt irgendetwas zwischen den Steinen zu erkennen, musste sich aber schlussendlich geschlagen geben. Da müssen wir definitiv noch dran arbeiten und unseren Blick dafür schärfen. Die Muscheln zu sammeln fiel uns hingegen leichter. Mit dem Pulpohaken stocherten wir im Sand herum bis wir auf Wiederstand stiessen und wenn man dann mit den Händen durch den Sand strich hatte man bald Chocolates oder andere Muscheln in der Hand. Eigentlich würde man ein Luftbläschen sehen sobald man die Muschel mit dem Haken berührt aber wie es so war, konnten wir auch diese nie sehen. Wir fühlten uns wie richtige Anfänger. Es hat uns aber grossen Spass gemacht für einen Tag raus aufs Meer zu gehen und die Baustelle etwas in den Hinterkopf zu rücken. In Zukunft werden wir auf jeden Fall versuchen mehr vom Meer zu leben und herauszufinden wie man wo, was findet.

Efren erklärt wie man die Pulpos fängt.

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